17. Juni: Gedenken und Führungen zum Jahrestag des Volksaufstands

Heute jährt sich der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zum 72. Mal. Aus diesem Anlass fand am Vormittag, organisiert von der Stadt Chemnitz in Kooperation mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und unserem Lern- und Gedenkort, die traditionelle Gedenkveranstaltung an der Stele für die Opfer des kommunistischen Regimes in der Hohen Straße statt. Neben Oberbürgermeister Sven Schulze, Superintendent Frank Manneschmidt, dem Chemnitzer VOS-Vorsitzenden Holker Thierfeld und einer Schülerin des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums waren in diesem Jahr unser Vereinsmitglied, der frühere DDR-Bürgerrechtler Dr. Martin Böttger, und unsere Kaßberg-Zeitzeugin Sabine Popp als Rednerin beziehungsweise Redner eingeladen.

Dr. Martin Böttger erinnerte in seinem Beitrag an Bezugnahmen auf den Volksaufstand in den darauffolgenden Jahrzehnten in der DDR, etwa eine Flugblattaktion in den Jahren 1980/81. Zwei Lehrlinge hatten im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt als „Gruppe 17. Juni 1953“ fünf Texte für Meinungsfreiheit, gegen die Berliner Mauer und den Wehrkundeunterricht verbreitet und dafür Haftstrafen von fünf und viereinhalb Jahren bekommen. „Tun wir das Unsere, jeder an seinem Ort“, sagte Martin Böttger mit Blick auf die Gegenwart, „dass Demokratie lebendig bleibt und Autokraten nie wieder eine Chance bekommen.“

Sabine Popp würdigte den Widerstand gegen die Diktatur und berichtete von ihrem eigenen Freiheitswunsch, der sie 1980 ins Gefängnis brachte. Sie hatte Forderungen wie „Freiheit statt Sozialismus“ und „Die Mauer muss weg“ an öffentlichen Plätzen hinterlassen und wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie verraten worden war. Ihre Haftstationen waren der Kaßberg und das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck, bevor sie im Rahmen des Häftlingsfreikaufs – wieder über den Kaßberg – in die Bundesrepublik entlassen wurde.

Im Anschluss gab es für Schülerinnen und Schüler des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums und des Johannes-Kepler-Gymnasiums Chemnitz Führungen über unseren Außenrundgang und durch unseren Lernort im früheren Hafttrakt B. Mit dabei waren unsere Zeitzeuginnnen und Zeitzeugen Veronika Bahr, Hartmut Leimcke, Maic Petersohn und Sabine Popp, die den jungen Leuten über ihre Hafterfahrungen berichteten.

Unsere Fotos zeigen oben unser Vorstandsmitglied Volkmar Zschocke (l.), unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann und unser Vereinsmitglied Dr. Martin Böttger beim Blumenniederlegen an der Stele in der Hohen Straße, außerdem unten jeweils zu dritt im Bild Oberbürgermeister Sven Schulze, Cornelia Siegel (M.), Leiterin Europäische und Internationale Beziehungen sowie Protokoll der Stadt Chemnitz, und unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann sowie unser Vorstandsmitglied Hanka Kliese, die Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags Ines Saborowski und unsere Zeitzeugin Sabine Popp (v.l.) am Rande der Gedenkveranstaltung, bei den Führungen mit den Schülerinnen und Schülern Veronika Bahr und unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Konstantin Wiesinger, Sabine Popp und Dr. Steffi Lehmann, Maic Petersohn, begleitet von unserem Mitarbeiter Robert Schröpfer, sowie Hartmut Leimcke und unsere Kollegin Kristina Hahn.

Wir danken der Stadt Chemnitz, der VOS Chemnitz und den beteiligten Schulen für die freundliche Zusammenarbeit.

Bereits gestern – am Vortag des Jahrestags des Volksaufstands – fand in unserem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis und dem benachbarten Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium die Jugendfreiheitskonferenz des sächsischen Ministerpräsidenten statt. Unseren Bericht darüber lesen Sie hier.

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