17. Juni: Gesprächsforum erinnert an Volksaufstand und politische Haft in der DDR

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Rund 90 Besucherinnen und Besucher sind gestern einer Einladung des Johann-Amos-Comenius-Clubs der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags in unseren Lernort im früheren Hafttrakt B gefolgt. Anlass war ein Gesprächsforum zum Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953, das der Club gemeinsam mit unserem Lern- und Gedenkort veranstaltete. In ihrem Impulsvortrag umriss die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, das damalige Geschehen in der Chemnitzer Region. Dass Karl-Marx-Stadt in Zusammenhang mit dem 17. Juni vielfach kaum wahrgenommen werde, liege daran, dass es hier bereits in den Tagen zuvor zu Streiks und Demonstrationen gekommen war. Die örtlichen Behörden seien vorbereitet gewesen und versuchten Proteste zu isolieren. Sachsen, auch Chemnitz und das Erzgebirge seien Zentren des Geschehens gewesen.

Zuvor hatten Oberbürgermeister Sven Schulze und unser Vorstandsmitglied Alexander Dierks MdL des Volksaufstands gedacht und auch Bezüge zur Gegenwart hergestellt. Der Volksaufstand von 1953 und die Friedliche Revolution von 1989 zeigten, so das Chemnitzer Stadtoberhaupt, dass Freiheit, Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte nicht selbstverständlich seien, sondern bewahrt und beschützt werden müssen. Bei der Verteidigung unserer freiheitlichen Demokratie, so Alexander Dierks, komme es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an. Es sei notwendig zu widersprechen, wenn behauptet werde, wir lebten heute in einer Diktatur. Auch der frühere Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion und Staatsminister a.D. Frank Kupfer wendete sich mit einem Redebeitrag an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gesprächsforums.

Im Zentrum des Nachmittags stand, moderiert von unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann, ein Podiumsgespräch mit Petra Weise und Thomas Drescher. Beide Zeitzeugen berichteten von missglückten Fluchtversuchen, der anschließenden Haft und ihrer Entlassung über den Kaßberg in den Westen im Rahmen des Häftlingsfreikaufs aus der DDR. Petra Weise und ihre Familie hatten im Juli 1980 über Bulgarien in den Westen gelangen wollen, um dort überlebensnotwendige Behandlung für die schwer erkrankte Tochter zu erhalten. Thomas Drescher versuchte im Januar 1989 die Berliner Mauer mit einer Leiter zu überwinden. Der damals 21-Jährige wurde zum Strafvollzug nach Zeithain bei Riesa gebracht und musste Zwangsarbeit im VEB Rohrkombinat Stahl- und Walzwerk Riesa leisten.

Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen oben auf dem Podium unsere Zeitzeugin Petra Weise (l.), unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann und unseren Zeitzeugen Thomas Drescher, außerdem unten Staatsminister a.D. Frank Kupfer, den Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze, unser Vorstandsmitglied Alexander Dierks und die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, bei ihren Redebeiträgen sowie einen Blick ins Publikum.

Wir danken beiden Zeitzeugen und der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags für die freundliche Zusammenarbeit.

Unseren Bericht über die Gedenkveranstaltung zum 17. Juni am Vormittag und über den Besuch der Vizepräsidentin des Bundesarchivs Alexandra Titze in unserem neuen Lernort lesen Sie hier.

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