Am 15. August 2017 eröffneten wir unsere Ausstellung „Das Kaßberg-Gefängnis und seine Gesichter“ im Grenzlandmuseum Eichsfeld. Die Veranstaltung begann 19 Uhr in der Bildungsstätte. Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführerin des Museums, Frau Keune, folgte ein kleiner Vortrag von Steffi Lehmann über den Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. und über die 2016 entstandene Ausstellung. Die Besucher erhielten Informationen zur Entstehungsgeschichte des Vereins und über die vergangenen Museumsnächte im ehemaligen Kaßberg-Gefängnis. Dabei würdigte sie vor allem das Engagement der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen. Nach dem Vortrag und einem kurzen Zeitzeugenfilm, berichtete Chris Bürger von seinem Schicksal. Maik Reinhardt konnte leider nicht wie geplant am Zeitzeugengespräch teilnehmen. Chris Bürger beantwortete abwechselnd die Fragen von Frau Keune und Frau Lehmann. Er erzählte von seinem Leben in der DDR, von den zwei gestellten „Anträgen auf ständige Ausreise“ Mitte der 1980er Jahre und von den Repressionen.
Chris Bürger schilderte, er habe sich mit den Bedingungen in der DDR nicht mehr abfinden wollen, er sei der ständigen politischen Phrasen und der Ungerechtigkeiten überdrüssig gewesen. Er erklärte dem interessierten Publikum, wie er gemeinsam mit zwei Freunden geplant hatte, das Land „illegal“ zu verlassen. Vom Verrat durch einen der Beiden erfuhr er erst einige Zeit später. Eingehend sprach er über seine ersten Gedanken nach der Verurteilung zu drei Jahren Freiheitsstrafe und über die Haftzeit. Im Kaßberg-Gefängnis musste er 1986 ein halbes Jahr in Einzelhaft verbringen, bevor er in das Zuchthaus Cottbus transportiert wurde. Am Ende des Gesprächs beschrieb er seine Flucht in die deutsche Botschaft nach Prag. Zur Überraschung aller Anwesenden meldete sich daraufhin ein Mann aus dem Publikum. Er hatte Chris Bürger wiedererkannt. Sie waren zur selben Zeit in der deutschen Botschaft in Prag gewesen.
Der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. bedankt sich ganz herzlich bei Chris Bürger, Frau Keune und dem gesamten Team des Grenzlandmuseums Eichsfeld für die gelungene Ausstellungseröffnung. Die Ausstellung kann noch bis zum 15. September im Museum besichtigt werden. Die Ausstellung „Das Kaßberg-Gefängnis und seine Gesichter“ wurde gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.