Ein Schicksal 1938

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Im Nachgang zum Jahrestag der Reichspogromnacht erinnert der Historiker Dr. Jürgen Nitsche in einem Beitrag in der Dienstagausgabe der Freien Presse Chemnitz (kostenpflichtig) an das Schicksal von Max Conrad. Der Unternehmer, Handelsvertreter und Träger des Eisernen Kreuzes, 1878 im ostpreußischen Bialla geboren, lebte mit seiner Ehefrau Elsa Conrad im erzgebirgischen Eibenstock, ab 1934 in Chemnitz in der Limbacher Straße 52 und zählte zu den 186 jüdischen Männern, die bei den Pogromen am 9. November 1938 in Chemnitz und Umgebung in sogenannte „Schutzhaft“ genommen wurden. Die Verhafteten waren vermutlich zunächst im Polizeigefängnis in der Hartmannstraße und im Kaßberg-Gefängnis eingesperrt. 14 von ihnen wurden in der Folge im Kaßberg-Gefängnis für einige Wochen festgehalten, 172 am 10. und 11. November ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, wo sie Schikanen, Hunger und Durst erleiden mussten. Max Conrad kam dort im Alter von sechzig Jahren am 27. November 1938 unter ungeklärten Umständen ums Leben.

„Elsa Conrad erinnerte sich noch Jahre später, dass in jener Nacht (halb zwei Uhr) das Telefon bei ihr läutete. Sie sollte sich rasch bei der Gestapo (Zimmer 15) auf dem Kaßberg melden. Umgehend lief sie durch die menschenleeren Straßen. Ein SS-Mann gab ihr dort anteilnahmslos den Wortlaut eines Telegramms bekannt, wonach ihr Ehemann ,an einem Herzschlag‘ im KZ gestorben wäre. Sie konnte es nicht begreifen. ,Tot, tot, tot‘, jammerte ihr Herz. Ziellos irrte sie durch die Straßen und erreichte ihre Wohnung erst am frühen Morgen.“

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