Ein Schicksal 1952

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In einem Beitrag für die Berliner Zeitung erinnert Sabine Erdmann-Kutnevic, Vorstandsmitglied von Memorial Deutschland, an das Schicksal ihres Onkels Hans-Jürgen Erdmann, der 1952 in Chemnitz von einem Sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionage, Diversion und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet wurde. Dem 21-jährigen aus Berlin stammenden Wismut-Bergarbeiter war gemeinsam mit dem in der Folge ebenso hingerichteten Gerhard König aus Dresden vorgeworfen worden, das Hauptstromkabel eines Uranbergbau-Schachts gesprengt zu haben. Außerdem hätten beide das auch bei der Luftleitung des Schachts versucht. Der Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen wurde nie von unabhängigen Instanzen geklärt.

Einen Tag nach seiner Verhaftung durch die Staatssicherheit, so schreibt die Verfasserin, wurde Hans-Jürgen Erdmann dem sowjetischen Geheimdienst MGB, dem Vorgänger des KGB, übergeben und ins Kaßberg-Gefängnis überstellt. „Mein Vater, in Sippenhaft genommen und ebenfalls nach Chemnitz gebracht, sah ihn durch den Sehschlitz an der Sichtblende seines Zellenfensters im Oktober 1951 mehrere Male beim Hofgang. Er verständigte sich mit ihm durch Zuruf, danach wurden die Haftbedingungen verschärft. Auf dem Kaßberg hat er seinen Bruder das letzte Mal gesehen. Danach verlor sich seine Spur.“

Die Familie, die jahrelang im Ungewissen über ihren Angehörigen blieb, besitzt kein Foto von Hans-Jürgen Erdmann als Erwachsenem. Unser Bild zeigt den Gedenkstein für die Verfolgten der kommunistischen Diktatur an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in der Kaßbergstraße.

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