Erneuter Besucheransturm zur Museumsnacht

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Am 5. Mai 2018 war es wieder soweit: Nach mehrwöchigen und intensiven Vorbereitungen öffnete der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. zur Museumsnacht wieder die Tore des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses. Schon gegen 17.00 Uhr versammelten sich die ersten Besucher am Gedenkort, um das diesjährige Angebot des Vereins wahrzunehmen. Für die Hilfe bei der diesjährigen Museumsnacht möchten wir uns bei allen Beteiligten und Unterstützern ganz herzlich bedanken.

Kurz nach 18.00 Uhr gelangten die Besucher über den Gedenkort auf das Gelände der einstigen Haftanstalt. Vier Musikschülerinnen und Musikschüler der Städtischen Musikschule spielten zur Eröffnung der Museumsnacht. Am Gedenkort legte der Verein am Vormittag Blumen nieder.

Im Hof hatte der „Ikarus von Dresden“ – Zeitzeuge Michael Schlosser – sein Flugzeug aufgebaut. Auf diese Weise wollte er die DDR Mitte der 1980er Jahre verlassen.

Im Gebäude bot sich den Gästen die Möglichkeit, diverse Ausstellungen zu besuchen. Im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes informierte der Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Chemnitz (VVN-BdA) über die Zeit des Nationalsozialismus. Wenige Türen weiter konnten sich Besucher die Ausstellung „Das Kaßberg-Gefängnis in der Reichspogromnacht 1938“ ansehen. In der Rotunde zeigte der Verein die Ausstellung „Das Kaßberg-Gefängnis und seine Gesichter“, während die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegebene Ausstellung „Voll der Osten. Leben in der DDR“ im C-Flügel auf die Besucher wartete.

Zeitzeugen vermittelten in Führungen einen Einblick in die Geschichte des einstigen Haftgebäudes und berichteten über die Haftbedingungen als politische Gefangene in der DDR. Frau Krause und Herr Sehm gaben Auskunft zu ihrer Haftzeit im Kaßberg-Gefängnis Ende der 1940er Jahre. An den Gesprächen zwischen den Zeitzeugen wurde am 5. Mai 2018 wieder sehr deutlich: Es darf nichts vergessen werden! Diesen Anspruch verfolgte auch Zeitzeuge Wolfgang Looß bis zu seinem Ableben im September 2015. Ein großer Dank an seine Tochter für ihre Unterstützung zur Museumsnacht.

Im A-Flügel des Gebäudes klärten Betroffeneninitiativen und Vereine über die dunkelsten Kapitel in der Geschichte der SED-Diktatur auf: Zwangsadoption, Heimerziehung und sexuellen Missbrauch in der DDR. Viele Freunde des Vereins beteiligten sich an der Museumsnacht, so zum Bsp. Zeitzeuge Jörg Beier mit einer Geräuschinstallation, das Umweltzentrum Chemnitz e.V. mit einer Ausstellung oder die Stadtmission Chemnitz. Die Vorstände und ehrenamtlichen Helfer verteilten an den Vereinsständen Bücher und Infomaterialien.

Bis in den Abend hinein strömten etwa 1.000 Menschen in das ehemalige Kaßberg-Gefängnis. Insgesamt zählte der Verein 1.018 Besucher. Die letzten Gäste verließen das Gelände gegen 01.45 Uhr am 6. Mai 2018. Ein besonders Angebot richtete sich dieses Jahr an Jugendliche. Diese konnten sich inner- und außerhalb der früheren Haftstätte auf die Spuren eines bekannten Chemnitzers begeben, dessen Biografie auf tragische Weise mit dem früheren Kaßberg-Gefängnis verbunden ist: Wolfgang Lötzsch. Ein Höhepunkt der Museumsnacht erfolgte mit der Premiere des Films „Das Kaßberg-Gefängnis und seine Gesichter“. Der Film – basierend auf Interviews mit Zeitzeugen – wurde am Abend auf einer Leinwand im Hof der Öffentlichkeit präsentiert.

Wir danken:

allen Helferinnen und Helfern sowie allen Zeitzeugen für ihr großes Engagement, insbesondere:

Maik Reinhardt (Reinhardt Kaffeemaschinen), Frau Kühnert, Christian Lieberwirth, Lisa-Marie Berger, Nino Micklich, Uwe Wirrig, Robert Bilz, Melanie Lesch, Frieder Sohr,  Röhrsdorfer Bauhof,  Firma Strieter, Oliver Presch von Begehungen e.V., Herrn Kroll und Herrn Pester von der CeGeWo, Edeka Filiale Erik Zimmermann, Einsiedler Brauerei, Lichtenauer,  Musikschule Chemnitz, Jens Dähnert, Christian Heinig,  Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Lutz Rathenow, UOKG, Stacheldraht, Umweltzentrum Chemnitz, Stadtmission Chemnitz, Corinna Thalheim, VVN-BdA Chemnitz, Jörg Beier, Frau Detki

…und allen anderen Freunden des Vereins, die an der Museumsnacht mitgewirkt haben!

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