Ausstellungseröffnung: „Frauen von Hoheneck“ versammelt Zeitzeuginnen-Porträts

Mehr als 60 Besucherinnen und Besucher waren gestern Abend in unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis gekommen. In Anwesenheit zahlreicher Zeitzeuginnen wurde dort die Fotoausstellung „Frauen von Hoheneck“ des Forums für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen in der SBZ/SED-Diktatur e.V. eröffnet. Sie versammelt – begleitet von kurzen, auf Zeitzeuginnen-Interviews basierenden Texten – 19 Porträts ehemaliger politischen Haftinsassinnen des größten Frauengefängnisses der DDR und Alexander Latotzkys, der sich als Kind mit seiner Mutter in der berüchtigten Haftanstalt befunden hatte. Unser Lernort ist die erste Station der als Wanderausstellung konzipierten Schau.

Die Bilder, so hob die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, in ihrem Grußwort hervor, zeigten die Frauen, wie sie sich selbst sehen wollen. Sie seien abgebildet als Subjekte, nicht Objekte wie einst in den Aufnahmen der DDR-Staatssicherheit. Der Fotograf Dirk Vogel habe sich mit Autorin Cathia Hecker auf den Weg gemacht, die dicke Tür des Nichtwissens und des Schweigens einen Spalt weit zu öffnen und die Geschichte der Frauen öffentlich zu machen. Sie hoffe, so Dr. Nancy Aris, die Ausstellung werde zu einem Türöffner für das Thema.

Das Besondere des Projekts sei, so Konstanze Helber, Zeitzeugin und Vorsitzende des Forums für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen, dass die Frauen in ihm sichtbar werden in Wort und Bild. Das Forum, ein Zusammenschluss insbesondere ehemaliger Hoheneckerinnen, hatte die Fotoausstellung initiiert. Ein Fotoband mit ausführlichen Porträttexten soll folgen. Joseph Walthelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Hoheneck in Stollberg/Erzgebirge, berichtete vom großen Interesse an den Schicksalen der Frauen und der dortigen im Sommer eröffneten Dauerausstellung.

Zu Beginn des Abends hatte unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann in ihrer Begrüßung die vielfachen biografischen Verbindungslinien zwischen beiden Orten betont. Viele Hoheneckerinnen waren im Kaßberg-Gefängnis oder anderen Untersuchungshaftanstalten der DDR-Staatssicherheit inhaftiert, bevor sie in den Strafvollzug in das Frauenzuchthaus gebracht worden waren, oder wurden später über den Kaßberg im Rahmen des Häftlingsfreikaufs aus der DDR in die Bundesrepublik entlassen.

Die Ausstellung ist von heute an bis zum 4. Februar 2025 während unserer Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro und gilt für unsere Dauerausstellung und die Sonderausstellung.

Unsere Bilder, fotografiert von Kateryna Vdovchenko und Robert Schröpfer, zeigen oben Zeitzeugin Sonnhild Lindner vor ihrem Porträt in der Fotoausstellung, außerdem unten Dr. Steffi Lehmann (l.), Dr. Nancy Aris (M.), Konstanze Helber und Joseph Walthelm bei ihren Redebeiträgen, Konstanze Helber und Besucherinnen, die Zeitzeuginnen Karin Leberwurst (l.) und Gunhild Gerth sowie eine Angehörige im Gespräch, Konstanze Helber mit Zeitzeugin Annemarie Krause, unser Vorstandsmitglied Volkmar Zschocke im Gespräch mit Gästen und im letzten Bild Fotograf Dirk Vogel und Autorin Cathia Hecker.

Die Eröffnungsveranstaltung und die Ausstellung wurden mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie freundlich unterstützt von der Co.Rising GmbH Böhlen.

Wir danken Richard Junge (Akkordeon) für die musikalische Begleitung, Frau Petri von der Städtischen Musikschule Chemnitz sowie allen Beteiligten, insbesondere unseren Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die uns bei der Veranstaltung gestern unterstützt haben!

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