
Besonderen Besuch hatte heute Nachmittag unser Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Unser Vereinsmitglied und früherer ehrenamtlicher Schatzmeister Stephan Tscheschel und weitere Mitarbeitende seiner Steuerberaterkanzlei informierten sich in einer Führung mit unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann über die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts, den Häftlingsfreikauf aus der DDR und die Gedenkstättenkonzeption. Im Zentrum des Rundgangs stand ein Zeitzeugengespräch mit Hartmut Leimcke, der von seiner Jugend in der DDR, den Umständen seiner missglückten Flucht und der anschließenden Haft berichtete.
Der damalige Berufsschüler hatte im April 1970 gemeinsam mit zwei Bekannten über die ČSSR in die Bundesrepublik gelangen wollen. Die drei Jugendlichen überquerten die grüne Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge. Im tschechoslowakischen Vejprty (Weipert) wurden sie festgenommen. Mit 17 Jahren kam Hartmut Leimcke als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit ins Kaßberg-Gefängnis, später nach Zwickau und in die Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen). Er wurde wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem Fall“ zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Januar 1971 vorzeitig auf Bewährung freigelassen.
Stephan Tschechel war Schatzmeister unseres Vereins in der arbeitsintensiven Phase der Bauvorbereitung und zu Beginn des Umbaus des früheren Hafttrakts B zum Lernort. Bis zur Eröffnung im Jahr 2023 war unser Verein mit seiner Geschäftsstelle außerdem Büronachbar der Kanzlei in der Reichsstraße in Chemnitz.
Unsere Fotos zeigen oben Hartmut Leimcke (M.) und Dr. Steffi Lehmann im Gespräch mit Stephan Tscheschel (Mitte links) und unseren Gästen sowie unten unsere Besucherinnen und Besucher im biografischen Ausstellungsbereich von Wolfgang Looß und Rudolf Sehm im zweiten Obergeschoss unseres Lernorts.
Wir danken für den freundlichen Besuch.
