In stillem Gedenken an die „Hutholz-Opfer“

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Am 27. März 2018 gedachte der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V. gemeinsam mit dem Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Chemnitz in einer Kranzniederlegung am Gedenkort des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses der sogenannten „Hutholz-Opfer“.

Nach dem Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 leiteten Gestapo und Justiz eine reichsweite Verfolgungsaktion gegen (potentielle) politische Gegner des NS-Regimes ein. Ab Ende 1944 befanden sich die Widerstandskämpfer Max Brand, Albert Hähnel, Albert Junghans, Walter Klippel, Kurt Krusche, Alfons Pech und Willy Reinl in Untersuchungshaft auf dem Kaßberg. In der Bombennacht des 5./6. März 1945 gelang ihnen die Flucht aus der durch eine Luftmine beschädigten Haftanstalt. Eine großangelegte Suchaktion von Gestapo und SS führte jedoch rasch zu ihrer Ergreifung. Kurz vor Kriegsende, am 27. März 1945, werden die Sieben im Hutholz, einem Waldstück am Stadtrand von Chemnitz, als „rückfällige“ politische Gefangene von Gestapo-Beamten ermordet.

Nach der Begrüßung durch Enrico Hilbert (VVN-BdA Chemnitz) erfolgte um 14. 30 Uhr die Kranzniederlegung. Herr Hilbert konstatierte in seiner Rede, der 27. März 1945 sei für viele Menschen mit den gewöhnlichen Schrecken des Kriegsalltags einhergegangen: „Fast täglich Warnung vor Bombardierung, Flüchtlinge und Frontberichte. Unsere Heimatstadt lag seit dem 5. März in Trümmern.“ Detailliert schilderte Herr Hilbert einige Kriegsgeschehnisse dieses Dienstags, etwa die Kriegserklärung Argentiniens an Deutschland sowie die Aufgabe der Stadt Frankfurt am Main durch die Wehrmacht, bevor er auf die Ermordung der sieben Widerstandskämpfer einging. Anschließend erläuterte der Historiker Christian Lieberwirth (Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V.), wie sehr „chronische Überfüllung, unhaltbare hygienische Bedingungen, Hunger, Krankheiten, ein hartes Arbeitsregime, ʼverschärfteʼ Disziplinarmaßnahmen und die Furcht, der Willkür des Gefängnispersonals schutzlos ausgeliefert zu sein“, den Haftalltag im Kaßberg-Gefängnis während der Zeit des Nationalsozialismus prägten.

Wir danken Enrico Hilbert vom VVN-BdA Chemnitz für die Organisation der Kranzniederlegung am Gedenkort und für die Einladung zur anschließenden Gedenkveranstaltung im Hutholz.

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