Vier Besuchergruppen mit Angehörigen verschiedener Bereiche der Justiz und der Polizei sind in dieser Woche in unserem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis zu Gast. Heute Vormittag informierten sich Mitarbeitende des Sozialen Dienstes der Justizvollzugsanstalt Chemnitz in einer Führung mit unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Kristina Hahn über die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts, den Häftlingsfreikauf aus der DDR und die Gedenkstättenkonzeption. Morgen folgen Mitarbeitende einer JVA und eine weitere Gruppe mit Polizeibeamtinnen und -beamten.
Höhepunkt einer Führung unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann mit Gerichtsvollzieherinnen und -vollziehern sowie Richterinnen und Richtern war heute Nachmittag ein Zeitzeugengespräch mit Hartmut Leimcke. Der damalige Berufsschüler hatte im April 1970 mit zwei Bekannten über die ČSSR in die Bundesrepublik gelangen wollen. Die Jugendlichen überquerten die grüne Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge. In Vejprty (Weipert) wurden sie festgenommen. Mit 17 Jahren kam Hartmut Leimcke als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit ins Kaßberg-Gefängnis, später nach Zwickau und in die Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen). Er wurde wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem Fall“ zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Januar 1971 vorzeitig auf Bewährung freigelassen.
Unsere Fotos zeigen Hartmut Leimcke und Dr. Steffi Lehmann in unserem Lernort im Gespräch mit unseren Besucherinnen und Besuchern.
Das Zeitzeuginnengespräch wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.