Kamerateam aus Bratislava für Dreharbeiten im Lernort

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Ein Kamerateam des slowakischen Fernsehsenders TV JOJ war gestern gemeinsam mit Marion Rotstein, Enkeltochter von Jankel Rotstein, dessen Schicksal in unserer Dauerausstellung erzählt wird, und ihrem Mann in unserem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis zu Gast. Redakteur Daniel Levicky Archleb und Kameramann Stanislav Gužák arbeiten gegenwärtig an einem Film über Kinder in Theresienstadt, darunter Marion Rotsteins Onkel Roland Rotstein. Er war als Sohn jüdischer Eltern im Februar 1945 im Alter von zwölf Jahren gemeinsam mit seinem 19 Jahre alten Bruder Siegmund Rotstein, dem Vater von Marion Rotstein, von Chemnitz dorthin verschleppt worden. Anlass für den Film ist ein Heft, das Roland Rotstein und andere Jungs damals mit ihren Namen versehen und der Frau, die sich in Theresienstadt um sie kümmerte, zum Geschenk gemacht hatten. Jahrzehnte später, nach dem Tod der Frau, begann deren Enkelin nach den Jungs zu suchen. Sie stammten aus der Tschechoslowakei, Deutschland und anderen Ländern. Das Fernsehteam recherchiert nun ihre Geschichte.

Roland Rotstein überlebte den Holocaust ebenso wie seine Mutter, Liddy Rotstein, und seine Geschwister. Der Vater, Jankel Rotstein, 1939 in Chemnitz im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert und über Nürnberg ins Warschauer Ghetto im besetzten Polen verschleppt, verstarb dort im September 1941 an der Ruhr. Roland Rotstein und sein Bruder Siegmund Rotstein erlebten die Befreiung von Theresienstadt am 8. Mai 1945 mit. Nach ihrer Rückkehr nach Chemnitz Anfang Juni 1945 schickte die Familie Roland Rotstein nach Berlin, wo er eine Ausbildung zum Koch absolvierte. Er lebte in West-Berlin, später Bremerhaven und Niedersachsen. Roland Rotstein war zweimal verheiratet, hatte zwei Kinder und vier Enkelkinder. Im September 2012 verstarb er im Alter von 80 Jahren in Berlin. Sein Bruder Siegmund Rotstein (1925–2020) war von 1966 bis 2006 Vorsitzender der wieder gegründeten Jüdischen Gemeinde Chemnitz/Karl-Marx-Stadt.

Drehorte gestern waren auch die Gräber von Roland Rotstein und weiteren Familienangehörigen in Chemnitz, die Stolpersteine in der Ludwig-Kirsch-Straße, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie, sowie der Innenhof der Technischen Universität Chemnitz in der heutigen Straße der Nationen und der Hauptbahnhof, 1942 bis 1945 Ausgangspunkte der Deportationen jüdischer Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Heute soll es in Leipzig das erste Wiedersehen seit 1945 von zwei der Jungs von damals geben.

Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen Redakteur Daniel Levicky Archleb (M.) und Kameramann Stanislav Gužák im Interview mit Marion Rotstein sowie im biografischen Ausstellungsbereich über Jankel Rotstein, außerdem im Spiegel Siegmund (l.) und Roland Rotstein gemeinsam mit ihrem Vater Jankel Rotstein auf einem Familienfoto von 1938.

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