
Leitende Angehörige der sächsischen Justiz, darunter Generalstaatsanwalt Martin Uebele und der leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Chemnitz, Prof. Dr. Dr. Bernhard Klose, haben gestern unseren Lernort im früheren Hafttrakt B besucht. In einer Führung mit unserem Vereinsvorsitzenden, dem Strafverteidiger Jürgen Renz, und unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann informierten sich unsere Gäste über die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts, den Häftlingsfreikauf aus der DDR und die Gedenkstättenkonzeption. Im Zentrum des Besuchs stand ein Zeitzeugengespräch mit Veronika Brandt, die von ihrem missglückten Fluchtversuch aus der DDR und ihrer Zeit in der Haft in Magdeburg und Stendal berichtete.
Veronika Brandt hatte 1968 versucht, das Land über Ungarn zu verlassen. Zuvor hatte sie über eine Brieffreundschaft Kontakt in die Schweiz gefunden und als Touristin den Prager Frühling miterlebt. Nach stundenlangem Marsch im Regen wurde sie an der ungarisch-jugoslawischen Grenze aufgegriffen und zunächst in Szeged, später Budapest, Berlin-Hohenschönhausen und Magdeburg inhaftiert. Ein Gericht verurteilte sie zu anderthalb Jahren Gefängnis. Zum Strafvollzug kam sie als sogenannte Kalfaktorin in die Frauenabteilung der Untersuchungshaftanstalt Stendal, bevor sie im November 1969 auf Bewährung entlassen wurde. Heute engagiert sich Veronika Brandt als Zeitzeugin und Vorstandsmitglied für unseren Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis.
Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen oben Zeitzeugin Veronika Brandt (2.v.l.), unseren Vorsitzenden Jürgen Renz (M.), Generalstaatsanwalt Martin Uebele (2.v.r.) und weitere Gäste im Gespräch, außerdem unten Jürgen Renz (l.) und Martin Uebele, unsere Gäste in den biografischen Ausstellungsbereichen von Walter Janka (NS-Zeit) und Sabine Popp (Häftlingsfreikauf) sowie in der sogenannten Rotunde des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses.



