
Am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, haben Mitglieder von Vorstand und Gedenkstättenteam des Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis heute an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Gemeinsam mit Marion Rotstein, Enkeltochter von Jankel Rotstein, dessen Haftschicksal in unserer Dauerausstellung erzählt wird, nahmen unser Vorstandsmitglied Veronika Brandt und unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann an der Gedenkveranstaltung der Stadt Chemnitz im Park der Opfer des Faschismus teil. Anschließend putzte das Gedenkstättenteam die Stolpersteine für Leib Kleinberg und Hans Mire in der Kaßbergstraße und legte Blumen an unserem Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses nieder.
Hans Mire und Leib Kleinberg waren im damaligen Kaßberg-Gefängnis inhaftiert worden, weil sie Juden waren. Der Rechtsanwalt Hans Mire, Jahrgang 1908, lebte und arbeitete in Prag und wurde im Frühling 1940 vermutlich auf der Durchreise in Chemnitz festgenommen. Im Mai 1940 kam er in der Haft auf dem Kaßberg unter ungeklärten Umständen zu Tode.
Leib Kleinberg, geboren 1902 in Bolechow (Bolechiw), war im Sommer 1907 mit seiner Familie aus Ostgalizien nach Chemnitz gekommen. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, war im Ledergroßhandel tätig und gründete eine Familie. Im Oktober 1938 war er im Zuge der sogenannten Polenaktion verhaftet und aus Deutschland ausgewiesen worden. Sein Geschäft wurde enteignet. Im Juni 1939 kehrte er mit Erlaubnis der Behörden nach Chemnitz zurück, um offene Vermögensfragen zu klären. Dabei wurde er festgenommen und zunächst im Polizeigefängnis Hartmannstraße, anschließend im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert. Im April 1940 kam Leib Kleinberg im Kaßberg-Gefängnis unter ungeklärten Umständen zu Tode.
Die Stolpersteine in der Kaßbergstraße erinnern seit 2014 an die beiden Schicksale.
Am Nachmittag nehmen Vertreterinnen unseres Lern- und Gedenkorts an der Gedenkveranstaltung zur Eröffnung des mobilen Denkmals der „Grauen Busse“ auf dem Gelände des SFZ Förderzentrums in Chemnitz-Altendorf teil. Es erinnert an die Opfer der sogenannten „Euthanasie“-Morde der Nationalsozialisten an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen.
Unsere Fotos zeigen oben Marion Rotstein (l.), Veronika Brandt (M.) und Dr. Steffi Lehmann am Mahnmal für die Opfer des Faschismus, außerdem unten Dr. Steffi Lehmann, unseren Verwaltungsleiter Ingolf Notzke und unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter Konstantin Wiesinger und Robert Schröpfer beim Putzen der Stolpersteine, die Stolpersteine für Leib Kleinberg und Hans Mire sowie unseren Gedenkort an der Außenmauer.





