„Wir müssen handeln.“

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Am 9. November begannen die Lichterwege am Gedenkort

Am 9. November 2019 begannen die diesjährigen Lichterwege um 17.15 Uhr am Gedenkort des ehem. Kaßberg-Gefängnisses. Gemeinsam mit etwa 200 Chemnitzer*innen setzten wir uns an diesem geschichtsträchtigen Tag für ein respektvolles Miteinander, für eine lebendige Erinnerungskultur in unserer Stadt und für ein würdiges Gedenken ein. Jürgen Renz, Vorsitzender unseres Vereins, erinnerte in seiner Rede an die Schrecken der Reichspogromnacht. Er führte aus, „die landesweiten Angriffe des Jahres 1938 bildeten eine neue Eskalationsstufe auf dem Weg zur systematischen Auslöschung jüdischen Lebens“. Dem NS-Terror fielen von 1933 bis 1945 etwa 2.000 Chemnitzer Jüdinnen und Juden zum Opfer. „Da das Kaßberg-Gefängnis für viele Opfer des Nationalsozialismus ein ‚Tor zur Hölle‘ symbolisiert, ist es heute ein zentraler Gedenkort für die nationalsozialistische Verfolgung und Repression in Chemnitz“.

Jürgen Renz sprach ebenso über die Zeit nach 1945, als die sowjetische Geheimpolizei die Haftanstalt übernahm und neben NS-Verbrechern Personen inhaftierte, die wegen ihrer politischen Überzeugung ins Fadenkreuz der neuen Machthaber gerieten. „Wie viele Menschen von hier aus in eines der sowjetischen Speziallager wie Bautzen oder nach Mühlberg an der Elbe kamen und anschließend in ein Arbeitslager in die Sowjetunion verschleppt wurden, wissen wir nicht“, so der Vorsitzende. Im Jahr 1952 übergab die Sowjetische Geheimpolizei das Kaßberg-Gefängnis dem Ministerium für Staatssicherheit. Auch dieses nutzte die Haftstätte zur Inhaftierung politischer Gegner. Die Gesamtzahl der Untersuchungshäftlinge auf dem Kaßberg ist bislang nicht bekannt. Seine besondere Bedeutung erhielt das Kaßberg-Gefängnis als zentrale Durchgangsstation im Rahmen des deutsch-deutschen Häftlingsfreikaufes. Von hier aus gelangten etwa 30.000 Menschen in die Bundesrepublik. Für viele von ihnen symbolisiert das Kaßberg-Gefängnis deshalb das „Tor zur Freiheit“.

Jürgen Renz abschließend: „Wir müssen handeln, wo auch immer die Würde des Anderen verletzt wird. Wir müssen gegensteuern, wenn die Sprache des Hasses um sich greift. Hass führt zu Bedrohungen und Bedrohungen führen zu Gewalt. Der Anschlag von Halle hat uns alle geschockt. Wir müssen daraus Konsequenzen ziehen. Lassen Sie uns gemeinsam die Demokratie gegen ihre Gegner verteidigen! Lassen Sie uns gemeinsam die kulturelle Vielfalt und das solidarische Miteinander bewahren!“

Wir danken den Buntmacher*innen für die Initiative, der Jüdischen Gemeinde und dessen Chor, dem VVN-BdA Chemnitz, den Saxophonist*innen und besonders Prof. Wertheim.

Und hier zum Abschluss noch ein paar Fotos, die uns freundlicherweise Herr Marco Oelschlägel zur Verfügung gestellt hat:

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