Am vergangenen Dienstag fand an der Gedenkstele in der Hohen Straße die gemeinsame Gedenkveranstaltung von Stadt Chemnitz, Vereinigung der Opfer des Stalinismus und Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis zum Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 statt. Am Vortag war unsere Gedenkstätte neben dem Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Ko-Veranstalter der Jugendfreiheitskonferenz des sächsischen Ministerpräsidenten. Die Medien berichten über beide Ereignisse ausführlich.
„Geschichtsunterricht der besonderen Art: Rund 130 Schüler aus ganz Sachsen haben sich am Montag im ehemaligen Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz unter anderem mit der kommunistischen Diktatur der DDR auseinandergesetzt“, schreibt Josua Gerner auf der Sachsenseite der Freien Presse unter der Überschrift „Kretschmer spricht mit Schülern in Chemnitz über Freiheit“ (Mittwochausgabe, Link kostenpflichtig). „Bei der dritten Jugendfreiheitskonferenz des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) standen Gespräche mit Zeitzeugen, Workshops und eine Diskussionsrunde mit dem Regierungschef auf dem Programm.“
Zu Wort kommt auch unser Zeitzeuge Maic Petersohn: „,Ich habe mich dafür entschieden als Zeitzeuge zu sprechen, da ich es besorgniserregend finde, dass die demokratischen Werte heutzutage wieder in Gefahr sind‘, sagte Petersohn. Immer wieder appellierte er: ,Freiheit kriegt man nicht geschenkt. Wenn die Falschen an die Macht kommen, ist dieser Ort ganz schnell wieder ein Gefängnis für politische Häftlinge. Verteidigen Sie die Demokratie.’“
Für das MDR Radio Sachsen berichtet Reporterin Katja Lippmann-Wagner unter der Fragestellung „Chemnitzer Gefängnis-Gedenkstätte: Was bedeutet Freiheit für Jugendliche heute?“. „Der Chemnitzer Künstler Hartmut Leimcke war 1970 nicht viel älter als die Jugendlichen, denen er an diesem Tag gegenübersteht. Damals wollte er ganz spontan in den Westen flüchten. Der Fluchtversuch endete schon hinter der tschechoslowakischen Grenze und brachte Leimcke 14 Monate Gefängnis ein. Zehn Schülerinnen und Schüler lauschen der Geschichte des heute 73 Jahre alten Mannes, der in Chemnitz in Untersuchungshaft saß.“
„Geschichtsunterricht hautnah“, heißt es in der Nachricht im Film (ab Minute 12:37) im MDR-Regionalmagazin „Sachsenspiegel“. „Im Chemnitzer Lern- und Gedenkort, dem ehemaligen Kaßberg-Gefängnis, trafen sich mehr als 130 Schülerinnen und Schüler zur Jugendfreiheitskonferenz. In Diskussionsrunden und Workshops ging es um Demokratie und Freiheit. Zeitzeugen sprachen unter anderem über den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und die deutsch-deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 1. Juli 1990.“
In der Chemnitzer Ausgabe der Freien Presse war außerdem die Gedenkveranstaltung an der Stele in der Hohen Straße Thema. Luise Ederle und Jakob Nützler berichten unter dem Titel „Was Schüler über den 17. Juni denken“ (kostenpflichtig) ausführlich. Im begleitenden Meinungsbeitrag „Unvergessen: 17. Juni 1953“ (ebenfalls kostenpflichtig) kommentiert Luise Ederle: „,Man darf ja gar nichts mehr sagen‘, heißt es in Talkshows, Social-Media-Posts und Kommentarspalten. Doch wer so spricht, verwechselt Widerspruch mit Zensur – und verkennt, was es wirklich bedeutet, wenn Meinungsfreiheit unterdrückt wird. Gerade deshalb ist das Gedenken an den 17. Juni bis heute relevant.“
Unsere eigenen Berichte über die Jugendfreiheitskonferenz und das Gedenken am 17. Juni lesen Sie hier und hier. Einen großen Fotorückblick auf die Jugendfreiheitskonferenz finden Sie, wenn Sie hier klicken.
