Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit Zeitzeuge Maic Petersohn

Die erste von insgesamt drei zehnten Klassen der Marianne-Brandt-Oberschule Chemnitz-Bernsdorf, die im Oktober und November einen Projekttag zur DDR-Zeit absolvieren, war heute in unserem Lernort im früheren Hafttrakt B zu Gast. Nach einer Überblicksführung mit unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Kristina Hahn über die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts, den Häftlingsfreikauf aus der DDR und die Gedenkstättenkonzeption recherchierten die 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen zu Haftschicksalen in den biografischen Ausstellungsbereichen unserer Dauerausstellung. Im Anschluss kamen die jungen Leute mit unserem Zeitzeugen Maic Petersohn ins Gespräch, der von seiner Jugend in der DDR, den Konflikten mit dem Regime und der anschließenden Haft berichtete.

Der gelernte Kellner, geboren 1964 in Rudolstadt (Thüringen), hatte seinen Ausreiseantrag zurückgezogen, nachdem seine schwangere Freundin und er eine vernünftige Wohnung zugewiesen bekommen hatten. Dennoch wurde der 19-Jährige im Januar 1984 festgenommen, nachdem er Fotos von einer stummen Protestaktion ausreisewilliger Freunde gemacht hatte. Die Gruppe hatte sich nach Vorbild des sogenannten Weißen Kreises in Jena auf dem Markplatz von Rudolstadt im Kreis aufgestellt, um ihren Ausreisebegehren öffentlich Nachdruck zu verleihen. Die Fotos sollten im Falle der Verhaftung an westdeutsche Behörden gehen. Maic Petersohn wurde in die Untersuchungshaftanstalt in Gera gebracht und im März wegen sogenannter „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Den Strafvollzug musste er in Naumburg antreten, bevor er im November 1984 im Rahmen des Häftlingsfreikaufs über den Kaßberg in die Bundesrepublik entlassen wurde.

Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen oben Maic Petersohn im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern, außerdem unten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Kristina Hahn sowie in den biografischen Ausstellungsbereichen von Falk Mrázek, Rolf Kiesel und Sabine Popp.

Morgen und im November folgen die Projekttage mit den beiden Parallelklassen.

Das Zeitzeugengespräch wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und gefördert aus Mitteln des Lokalen Aktionsplans für Demokratie, Toleranz und ein weltoffenes Chemnitz.

Wir danken unserem Zeitzeugen Maic Petersohn sowie Sandra Otto und Melani Estevez von der Marianne-Brandt-Oberschule Chemnitz-Bernsdorf für die freundliche Zusammenarbeit.

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