
Olaf Seeberg wurde 1965 in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) geboren.
Welchen Bezug hat der Zeitzeuge zum Kaßberg-Gefängnis?
Nach einem Ausreiseantrag aus der DDR war Olaf Seeberg von Ende Oktober 1984 bis Februar 1985 wegen angeblicher „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit auf dem Kaßberg eingesperrt. Im August 1985 wurde der damals 20-Jährige im Rahmen des Häftlingsfreikaufs über den Kaßberg in die Bundesrepublik entlassen.
Kurzbiografie
Olaf Seeberg führte bis in sein Jugendalter ein „normales“ Leben in der DDR als „Thälmannpionier“, FDJ-Mitglied und der Teilnahme an der Jugendweihe. Während seiner Jugendzeit aber stellten sich die Widersprüche im Sozialismus immer deutlicher heraus und durch den Kontakt zu seiner in der Bundesrepublik lebenden Großmutter festigte sich zunehmend der Gedanke, die DDR hinter sich zu lassen. Der damalige Instandhaltungsmechaniker in der Textilindustrie stellte im April 1984 einen Ausreiseantrag. In Briefen bat er seine in Köln lebende Großmutter, Kontakt zu Rechtsanwälten aufzunehmen. Zudem rief er die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin an, deren Telefonnummer im ZDF-Magazin genannt worden ist.
Im Oktober 1984 wurde Olaf Nils Seeberg von der Staatssicherheit festgenommen und im Januar 1985 wegen sogenannter „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ im wiederholten Fall vom Kreisgericht Karl-Marx-Stadt-Nord zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Der Versuch gegen das Urteil vorzugehen, misslang. Zum Strafvollzug wurde er in die Reichenhainer Straße in Chemnitz/damals Karl-Marx-Stadt gebracht. Im August 1985 wurde der 20-Jährige im Rahmen des Häftlingsfreikaufs über den Kaßberg in die Bundesrepublik entlassen.
Heute lebt Olaf Seeberg in Leipzig und unterstützt unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis als Zeitzeuge.
Unsere Fotos zeigen oben Olaf Seeberg im Porträt (Quelle: privat) und im Dezember 2024 in unserem Lernort im früheren Hafttrakt B im Gespräch mit Polizeischülerinnen und -schülern (Quelle: Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis).
