Drei frühere politische Häftlinge des Kaßberg-Gefängnisses stehen im Zentrum der ersten Folge eines neuen Podcasts im Rahmen des Zeitzeugenprojekts der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) Sachsen. Unter dem Titel „Weggesperrt – Haft hinterm Eisernen Vorhang“ beleuchtet die neue Reihe auf der Grundlage von Interviews, die die Autorin und Museologin Ariane Zabel für die Schriftenreihe der VOS Sachsen führte, Haftschicksale politisch Verfolgter und Inhaftierter in SBZ und DDR. Zum Auftakt geht es um die Frage, worüber Zeitzeuginnen und Zeitzeugen heute sprechen können – und worüber sie noch immer schweigen. Zu Wort kommen Wolfgang Looß (†) und Elke Schlegel, deren Biografien in der Dauerausstellung unseres Lern- und Gedenkorts gewürdigt werden, sowie Christof Melzer (†), zu dessen Haftorten ebenfalls das damalige Kaßberg-Gefängnis gehörte.
„Was für viele Betroffene schwer wiegt“, heißt es im Podcast, „ist die Last des verordneten Schweigens, in welchem sie jahrzehntelang verharren mussten. Wie bei dem Zeitzeugen Christof Melzer, der als 16-Jähriger kurz nach Kriegsende unter dem Vorwurf der Werwolf-Tätigkeit in ein sowjetisches Speziallager gesperrt wurde. Als Christof Melzer zwei Jahre später aus Mühlberg entlassen wurde, setzte man ihn stark unter Druck. Eindringlich wurde der 18-Jährige gewarnt, sollte er auch nur ein Wort über seine Zeit im Lager verlieren, so würde man ihn erneut holen und einsperren – aber diesmal für immer. Diese Drohung wog für Christof Melzer schwer und darum hielt er sich jahrzehntelang an die Schweigepflicht – aus Angst. Über die Qualen der Internierung zu sprechen, war für ihn tabu.“
Den Podcast finden Sie hier auf Youtube und hier bei Soundcloud. Zur Website des Zeitzeugenprojekts der VOS Sachsen geht es hier.
Der Screenshot zeigt Christof Melzer im Jahr 2016 bei der Aufnahme des Zeitzeugeninterviews. Bildnachweis: VOS Sachsen – mit freundlicher Genehmigung
