
Petra Weise wurde 1954 in Freiberg/Sachsen geboren.
Welchen Bezug hat die Zeitzeugin zum Kaßberg-Gefängnis?
Im Juli 1981 war Petra Weise im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert. Es war ihre letzte Haftstation, bevor sie von hier aus im Rahmen des Häftlingsfreikaufs aus der DDR in die Bundesrepublik entlassen wurde.
Kurzbiografie
Die Bibliothekarin aus Freiberg/Sachsen war durch eine lebensbedrohliche seltene Erkrankung ihrer damals dreijährigen Tochter in Konflikt mit dem Regime geraten. Weil sie und ihr Mann keinen „bevölkerungsbedarfsgerechten Beruf“ ausübten, rangierte das Kind weit unten auf der Warteliste für die überlebensnotwendigen Medikamente. Auch ein Umzug nach Ost-Berlin und damit in den Einzugsbereich der dortigen Krankenhäuser brachte keine Lösung. Das Ehepaar mit seinen zwei Kindern entschloss sich deshalb, unterstützt von einem Bruder Petra Weises, zur Flucht über Bulgarien, um die Tochter im Westen behandeln lassen zu können. Beim Fluchtversuch im Juli 1980 wurde die Familie an der Grenze zu Jugoslawien aufgegriffen. Petra Weise kam in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Pankow und wurde im Oktober 1980 zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsentzug verurteilt.

Petra Weise war acht Monate lang im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck eingesperrt. Ehemann und Bruder erhielten höhere Haftstrafen und wurden ins Zuchthaus Brandenburg gebracht. Im Juli 1981 wurde das Ehepaar freigekauft und über den Kaßberg in die Bundesrepublik entlassen, kurz darauf auch der Bruder. Die beiden Kinder, um die sich die Großeltern gekümmert hatten, durften später nachkommen. Die Erkrankung der Tochter wurde im Westen erfolgreich behandelt. Das Kind wurde geheilt.
Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen Petra Weise oben nach einem Zeitzeugengespräch im Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Chemnitz im September 2021, rechts im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern im März 2024 in der einstigen Hafthalle des früheren Hafttrakts B und unten mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Mai 2024 ebenfalls in unserem Lernort.
Ein Porträt Petra Weises in der Chemnitzer Morgenpost vom September 2024 lesen Sie hier.
Ein Zeitzeuginnen-Interview mit Petra Weise finden Sie in unserer Dauerausstellung auf der Medienstation im Kontextbereich zum Häftlingsfreikauf aus der DDR im ersten Obergeschoss.
