Wir gratulieren: Lern- und Erinnerungsort im früheren Notaufnahmelager Gießen eröffnet

In Anwesenheit von Bundespräsident a.D. Joachim Gauck ist in der vergangenen Woche – am Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 – der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen feierlich eröffnet worden. „Wir wünschen der neuen Gedenkstätte und ihren Themen große Aufmerksamkeit und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen“, sagte unser Verwaltungsleiter Ingolf Notzke, der die Glückwünsche unseres Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis und unseres Vereins überbrachte. Auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen waren vor Ort.

Das Notaufnahmelager Gießen war beim Häftlingsfreikauf aus der DDR das freiheitliche Gegenstück des Kaßbergs und für viele ein Sehnsuchtsort. Es war Zielort der legendären Busse, die politische Häftlinge vom Kaßberg-Gefängnis über den damaligen Grenzübergang in Wartha/Herleshausen in die Freiheit brachten, und damit die erste Station für die meisten Freigekauften im Westen. Außerdem fanden dort von 1946 bis 2018 Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, aus osteuropäischen Staaten und später aus Afrika und dem Nahen Osten eine erste Anlaufstelle in den Westzonen beziehungsweise in der Bundesrepublik.

Der neue Lern- und Erinnerungsort befindet sich am historischen Ort, auf dem Gelände des früheren Notaufnahmelagers. Die ebenfalls neu entstandene Dauerausstellung beleuchtet die verschiedenen Zeitabschnitte anhand von Exponaten, Fotos und Multimedia. Es gibt ein Zeitzeugenstudio sowie Bildungsformate und Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen.

Unsere Fotos zeigen oben das frühere Pförtnerhaus am Eingang des ehemaligen Notaufnahmelagers, außerdem unten Bundespräsident a.D. Joachim Gauck bei seinem Redebeitrag, unsere Zeitzeugin Elke Schlegel im Podiumsgespräch, unseren Zeitzeugen Michael Teupel im Zeitzeugenstudio, seine Tasche in der Gießener Dauerausstellung sowie den Geschäftsführer der neuen Gedenkstätte, Privatdozent Dr. Florian Greiner, und unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann bei der Übergabe des Exponats im November 2024 in unserem Lernort im früheren Hafttrakt B in Chemnitz.

Im letzten Bild ist unser Zeitzeuge Thomas Drescher mit einer Jeansjacke zu sehen, die er im Herbst 1989 als Freigekaufter in Gießen erhielt und die nun ebenfalls als Exponat dort ausgestellt ist. – Bildnachweise: Michael Teupel/VOS (3), Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis (3), Podcaster Martin Fischer (1)

Die Website des Lern- und Erinnerungsorts Notaufnahmelager Gießen finden Sie hier.

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