Wir nehmen Abschied von Dieter Nendel

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Wir nehmen Abschied von unserem Vereinsmitglied und Unterstützer Dieter Nendel. Der gebürtige Chemnitzer, Jahrgang 1932, engagierte sich auf vielfältige Weise für die Erinnerungskultur und Gedenkinitiativen in der Region. In Gera, wo der Ingenieur seit 1954 lebte, stand er der Gedenkstätte Amthordurchgang nahe und initiierte das jährliche Glockenläuten in Erinnerung an Bombenangriffe auf die Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs mit. In Chemnitz war er der Ideengeber unter anderem für die Gedenktafel für deportierte Jüdinnen und Juden im Hauptbahnhof und übernahm die Patenschaft für Stolpersteine für die jüdische Familie Zuer in der Andréstraße und Adele Prager, Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde, in der Flemmingstraße.

Am Entstehen unseres Lern- und Gedenkorts im ehemaligen Kaßberg-Gefängnis nahm Dieter Nendel rege Anteil und unterstützte unser Projekt als Vereinsmitglied. Antrieb waren ihm Erlebnisse aus der Kindheit in der Zeit des Nationalsozialismus. Als kleiner Junge, so sagte er einmal der Ostthüringer Zeitung, hatte er im November 1938 zerstörte jüdische Geschäfte gesehen. Sie prägten sich ihm ebenso ein wie Begegnungen mit Gleichaltrigen, die den gelben Stern tragen mussten. Gegen Kriegsende erlebte er im Keller die Luftangriffe auf seine Heimatstadt mit.

„Das Gedenken an die großen Zerstörungen und das menschliche Leid unter der Zivilbevölkerung, aber auch von Zwangsarbeitern für jetzige und kommende Generationen zu bewahren, ist meine selbstauferlegte Aufgabe“, bekannte er in dem bereits zitierten Zeitungstext.

Dieter Nendel starb am 16. Oktober 2024 in Gera im Alter von 92 Jahren.

Unser Foto zeigt ihn im März 2022 am Mahnmal für die sogenannten Hutholz-Opfer in Chemnitz.

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