Wir nehmen Abschied von unserem Zeitzeugen Günther Rehbein, der im März dieses Jahres verstorben ist. Der Geraer, geboren 1933, war als 19-Jähriger unter dem Vorwurf verhaftet worden, einen Sprengstoffanschlag auf die Sowjets geplant zu haben. Als ihm gedroht wurde, auch seine schwangere Ehefrau und das gemeinsame Kind festzunehmen, legte er ein Geständnis ab, obwohl er unschuldig war. Von November 1952 bis Januar 1953 befand er sich im Kaßberg-Gefängnis. Ein Sowjetisches Militärtribunal verurteilte den jungen Mann zu 45 Jahren Haft, später wurde das Strafmaß auf 25 Jahre herabgesetzt. Günther Rehbein musste im Gulag-Lager Workuta in der Sowjetunion Zwangsarbeit leisten und erlebte dort 1953 die brutale Niederschlagung eines Streiks mit. Nach seiner Haftentlassung 1955 war sein Leben nicht einfach, die Familie zerbrach, die Staatssicherheit bedrängte ihn und 1968 kam er erneut in Haft, nachdem er einen Mann verprügelt hatte, von dem er glaubte, dieser habe ihn Anfang der 1950er-Jahre bei den Sowjets angezeigt.
Günther Rehbein haben die schrecklichen Erlebnisse aus seiner Haftzeit niemals losgelassen. Bis ins hohe Alter hielt er Vorträge vor Schulklassen und setzte sich für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR ein. In unserer Dauerausstellung ist er mit einem eigenen biografischen Ausstellungsbereich vertreten. Wir sind dankbar für seine große Unterstützung bei der Errichtung der Gedenkstätte und traurig über den Verlust dieses lieben Menschen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden.
Unser Foto zeigt Günther Rehbein am Rande der Aufzeichnung seines Zeitzeugen-Interviews für unsere Dauerausstellung im Juni 2022 in Chemnitz.
