Würdiges Gedenken an den 17. Juni 1953 in Chemnitz

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Die VOS Bezirksgruppe Chemnitz-Stollberg-Hohenstein-Ernstthal gedachte wieder gemeinsam mit dem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. des Volksaufstandes von 1953. Am Vormittag des 17. Juni boten die Vereine in Begleitung eines Zeitzeugen eine Führung durch das ehemalige Kaßberg-Gefängnis an. Der Einladung folgten etwa 20 Menschen. Gegen 11.00 Uhr begann die Gedenkveranstaltung auf der Hohen Straße im Beisein von mehr als 30 Kameradinnen und Kameraden sowie Gästen. Nach der Kranzniederlegung erinnerte der Vorsitzende der VOS, Holker Thierfeld, in seiner Begrüßungsrede: „Anlässlich dieses denkwürdigen Tages wollen wir der Toten und den zu Unrecht Verfolgten gedenken. Die freiheitlich- demokratischen Bestrebungen wurden brachial niedergeschlagen, viele Menschen verloren ihr Leben oder mussten langjährige Zuchthausstrafen verbüßen.“ In ihr Gedenken zum 65. Jahrestag der Volkserhebung schloss die Bezirksgruppe Frau Ellen Thiemann und Herrn Manfred Barth ein. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, so Holker Thierfeld. Seiner Rede folgten eine Schweigeminute und Grußworte der Frau Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, von Frau Hanka Kliese (Vorstandsmitglied Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis), von Herrn Jörg Petzold (VOS-Mitglied), von Herrn Frank Heinrich sowie von Herrn Frank Müller-Rosentritt.

Ab 14.00 Uhr lud der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. erneut in die einstige Haftstätte auf dem Kaßberg. Bevor die Lesung „Angepasst und ausgebürgert – zwei Leben in der DDR“ begann, führte Zeitzeuge Rolf Kiesel (wieder) mehr als 30 Menschen durch das Haftgebäude, von dem aus der überwiegende Großteil der insgesamt mehr als 33.000 freigekauften politischen Häftlinge in das Notaufnahmelager Gießen gelangte. Im Anschluss fand die vom Lokalen Aktionsplan der Stadt Chemnitz geförderte Lesung mit Gerd Keil und seiner Lebensgefährtin Manuela Keilholz statt. Abwechselnd lasen beide vor fast 40 Gästen aus ihren bewegenden Büchern vor. Sie berichteten von ihrer Kindheit, von der Schulzeit, von ihren (unerfüllten) Träumen und von den dunkelsten Seiten ihrer beider Leben: der traumatischen Erfahrung des Ausgeliefertseins bei sexuellem Missbrauch. Gerd Keil und Manuela Keilholz gewährten dem Publikum tiefe Einblicke in ihre Biografien. Beide lernten sich erst kennen, als sie damit begannen, ihre Vergangenheit in den 1990er/2000er Jahren aufzuarbeiten. Sie beendeten die Lesung mit dem Satz: „Eine Liebe, die es zu Ostzeiten nie gegeben hätte.“

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