Zeitzeugenbesuch hatte gestern Nachmittag unser Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Wolfgang Lötzsch war in unseren Lernort im früheren Hafttrakt B gekommen, um seinen biografischen Ausstellungsbereich im zweiten Obergeschoss zu besichtigen. Die Ausstellungstafeln und -exponate waren bei der Eröffnung im vergangenen Jahr noch nicht komplett. Außerdem gab der Zeitzeuge und frühere Radrennsportler ein Schülerinterview im Rahmen einer Facharbeit über seine verhinderte internationale sportliche Karriere und die Haft auf dem Kaßberg. Felix Maisel besucht die 12. Klasse im Schulzentrum am König-Albert-Stift in Plauen (Vogtland) und recherchiert gegenwärtig zu den Bedingungen in der Untersuchungshaft der DDR-Staatssicherheit.
Unser Zeitzeuge Wolfgang Lötzsch, Jahrgang 1952, war Ende 1971 als vierfacher DDR-Juniorenmeister in den Kader der Olympischen Spiele von München berufen worden. Kurz darauf kam die Entlassung aus dem Sportclub Karl-Marx-Stadt. Wegen angeblicher Kontakte zu Verwandten im Westen, seiner Weigerung, in die SED einzutreten, und Gerüchten um Fluchtgedanken wurde er vom Leistungssport ausgeschlossen. 1976/77 war er wegen unbedachter Äußerungen („Staatsverleumdung“) und seiner Solidarisierung mit Wolf Biermann für zehn Monate im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert. Nach dem Ende des Regimes fuhr Wolfgang Lötzsch in der Rad-Bundesliga. 2012 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen Wolfgang Lötzsch gemeinsam mit Felix Maisel und weitere Blicke in den biografischen Ausstellungsbereich über den Radrennsportler.