Zeitzeugen im Gespräch

Gleich mit zwei Zeitzeugengesprächen war unser Verein gestern in der August-Bebel-Oberschule in Zschopau (Erzgebirge) zu Gast. Am Vormittag sprach Zeitzeuge Michael Schlosser mit Schülerinnen und Schülern der ersten von insgesamt drei neunten Klassen über die DDR und das Kaßberg-Gefängnis, seine missglückten Fluchtpläne und die anschließende Haft. Am Mittag folgte vor den Jugendlichen der beiden Parallelklassen Zeitzeugin Petra Weise mit ihrer Lebensgeschichte. Begleitet und moderiert wurden beide Gespräche von unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Steffi Lehmann. Angeregt hatte den Projekttag der Historiker Christian Lieberwirth, Mitglied unseres Vereins und Geschichtslehrer an der August-Bebel-Oberschule.

Während es im Gespräch mit Michael Schlosser vor allem um die rückständige Planwirtschaft, Versorgungsengpässe und die Nichtgenehmigung seiner geplanten Selbstständigkeit ging, die ihn die Flucht aus der DDR vorbereiten ließen, war es beim Gespräch mit Petra Weise deren – aufgrund fehlender Medikamente und der Passivität der Behörden – unerfüllte Hoffnung, die seltene Krankheit ihrer Tochter in der DDR behandeln lassen zu können. Michael Schlosser wurde an das Ministerium für Staatssicherheit verraten, bevor er seine Fluchtpläne mit einem selbstgebauten Flugzeug umsetzen konnte. Petra Weise und ihre Familie wurden an der Grenze zu Jugoslawien verhaftet. Beide schilderten eindrücklich ihre Erfahrungen in den Untersuchungshaftanstalten, wobei die Schülerinnen und Schüler besonders der Umgang des Personals mit den politischen Häftlingen interessierte.

Unsere Fotos zeigen oben Michael Schlosser und unten Petra Weise im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Mehr über das Haftschicksal von Michael Schlosser lesen Sie hier, einen Lektürehinweis zur Geschichte von Petra Weise finden Sie auf unserer Internetseite mit Publikationshinweisen.

Der Projekttag wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Wir danken außerdem Christian Lieberwirth und der August-Bebel-Oberschule Zschopau.

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