Besuch aus Frankfurt am Main hatte zu Wochenbeginn unser Gedenkort in der Kaßbergstraße. Die beiden Zeitzeugen Gabi und Gerd Koubal waren nach Chemnitz gekommen, um sich über den künftigen Lern- und Gedenkort zu informieren. Das Ehepaar hatte, wie die beiden berichteten, im März 1986 einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt. Um das Verfahren zu beschleunigen, versuchte Gerd Koubal im Winter 1988 gemeinsam mit einem Freund, dessen Familie ebenfalls in den Westen wollte, Bundeskanzler Helmut Kohl auf der Karlsbrücke in Prag anzusprechen, und gab einem ZDF-Journalisten ein Interview. Noch bevor die beiden Männer zurück in Rochlitz (Bezirk Karl-Marx-Stadt) waren, wo die beiden Familien damals lebten, sei der Auftritt, so Gerd Koubal, dort Stadtgespräch gewesen.
Ende Februar 1988 wurden Gabi und Gerd Koubal, wie sie weiter berichteten, in Untersuchungshaft im Kaßberg-Gefängnis gebracht und im Frühjahr 1988 wegen sogenannter Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit und ungesetzlicher Verbindungsaufnahme zu einem beziehungsweise zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Zum Strafvollzug war Gabi Koubal in Hohenleuben bei Gera, Gerd Koubal in Cottbus inhaftiert, bevor die beiden Eheleute im August 1988 über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik freigelassen wurden. Im Oktober durften die beiden Töchter des Ehepaars, die die Großmutter aufgenommen hatte, nachkommen.
Unser Foto zeigt Gabi und Gerd Koubal am Gedenkort an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses.