„Ich wollte raus aus diesem Land!“

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Zeitzeugengespräch mit Hartmut Leimcke und Falk Mrazek am 2. Oktober 2019

Sie waren beide 17 Jahre jung, als sie den Entschluss trafen, die DDR zu verlassen. Sie hatten beide genug von der politischen Gängelei und der ständigen Bevormundung. Mit der SED-Diktatur konnten und wollten sie sich nicht mehr arrangieren. Ein selbstbestimmtes Leben war ihr Ziel. Sie waren beide noch keine 20 Jahre alt, als sie im ehem. Kaßberg-Gefängnis als politische Häftlinge inhaftiert waren. Am Vorabend des 3. Oktober 2019 sprachen Hartmut Leimcke und Falk Mrazek vor etwa 35 Gästen im Café des Weltecho in Chemnitz über ihr Leben als Jugendliche in der DDR, über die Hintergründe ihrer Fluchtversuche und über die Zeit der Inhaftierung. Wir danken Hartmut Leimcke und Falk Mrazek für die offenen Worte, für das Vertrauen und für die ganz persönlichen Erinnerungen, die sie mit uns geteilt haben. Moderiert wurde das Gespräch von Christian Lieberwirth (Historiker) und Dr. Steffi Lehmann (Mitarbeiterin des Vereins).

Der heute in Chemnitz lebende Künstler Hartmut Leimcke kam im April 1970 nach einem gescheiterten Fluchtversuch mit 17 Jahren in die Untersuchungshaftanstalt auf den Kaßberg. Gemeinsam mit zwei Freunden wollte er die Bundesrepublik über die Tschechoslowakei erreichen. Nach der Verurteilung wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt im schweren Fall“ erfolgte der Transport in den Jugendstrafvollzug Ichtershausen. Von dort aus wurde er im Januar 1971 auf Bewährung entlassen. Der heute in Dortmund lebende Journalist Falk Mrazek wurde mit 18 Jahren im Juni 1979 von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland über das Kaßberg-Gefängnis freigekauft. Ein Jahr zuvor trat er demonstrativ am Brandenburger Tor in den Grenzbereich ein. Er wollte damit zeigen, wie entschlossen er war, die DDR unter allen Umständen zu verlassen. Vergeblich hatte die Familie Ausreiseanträge gestellt. Nach der Verurteilung und bis zu seiner Ausreise durchlief er verschiedene Haftstationen. Im Strafvollzug Bitterfeld verrichtete er Schwerstarbeit.

Möglich wurde die Veranstaltung durch die Förderrichtlinie „Revolution und Demokratie“ des Freistaates Sachsen. Das Zeitzeugengespräch wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
Weitere Informationen finden Sie auch unter www.revolution.sachsen.de.

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