Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz, damals Karl-Marx-Stadt, war gemessen an der Anzahl der Haftplätze die größte Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit. Als einstiger Abwicklungsort des Häftlingsfreikaufs ist es ein wichtiger Erinnerungsort an DDR-Unrecht und deutsche Teilung. Aus Gefängnissen in ganz Ostdeutschland wurden politische Häftlinge hierhergebracht. Für die meisten der mehr als 33.000 Männer und Frauen, die von der Bundesrepublik zwischen 1962/1963 und 1989 freigekauft wurden, ging es von hier aus in die Freiheit. Außerdem diente der Gebäudekomplex als Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit für den Bezirk Karl-Marx-Stadt und zuvor der sowjetischen Geheimpolizei NKWD/MGB. In der Zeit des Nationalsozialismus waren im Kaßberg-Gefängnis Angehörige unterschiedlicher Opfergruppen eingesperrt.

Der Trägerverein der künftigen Gedenkstätte setzt sich seit seiner Gründung 2011 für den Erhalt des früheren Gefängnisses und die Errichtung eines Lern- und Gedenkorts ein, der an die verschiedenen Zeitabschnitte erinnert. Gegenwärtig wird im ehemaligen Hafttrakt B mit Fördermitteln von Bund, Freistaat Sachsen und Stadt Chemnitz gebaut. Eine Dauerausstellung entsteht, deren Mittelpunkt die Lebensgeschichten früherer politischer Gefangener darstellen. Die Eröffnung ist für Herbst 2023 geplant. Bildungsangebote in Form von Workshops, Zeitzeugengesprächen und Führungen spielen eine wichtige Rolle.

Schon jetzt frei zugänglich für Besucherinnen und Besucher ist der seit 2017 bestehende Gedenkort in der Kaßbergstraße (Höhe Wielandstraße) an der Außenmauer des früheren Gefängnisses. Neben einem Mauerabschnitt und einem einstigen Wachturm sowie Ausstellungswänden mit Hintergrundinformationen und Zeitzeugen-Biografien finden Sie dort eine Gedenkinschrift für die Opfer der NS-Diktatur und einen Gedenkstein für die Verfolgten des kommunistischen Regimes.

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