
Ein besonderes Bildungsangebot unseres Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis hatte heute Premiere. 25 Freiwilligendienstleistende (FSJ Kultur und Politik) aus Rheinland-Pfalz nahmen an einem Kunst-Workshop mit dem Kaßberg-Zeitzeugen und Bildenden Künstler Hartmut Leimcke teil. Nach einem Rundgang durch unseren Lernort im früheren Hafttrakt B und unsere Dauerausstellung mit unserem Guide Hans-Christian Lippmann berichtete Hartmut Leimcke den jungen Leuten von seiner Jugend in der DDR, den Umständen seiner missglückten Flucht und der anschließenden Haft.
Der damalige Berufsschüler hatte im April 1970 gemeinsam mit zwei Bekannten über die ČSSR in die Bundesrepublik gelangen wollen. Die drei Jugendlichen überquerten die grüne Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge. Im tschechoslowakischen Vejprty (Weipert) wurden sie festgenommen. Mit 17 Jahren kam Hartmut Leimcke als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit ins Kaßberg-Gefängnis, später nach Zwickau und in die Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen). Er wurde wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem Fall“ zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Januar 1971 vorzeitig auf Bewährung entlassen.
Themen des Gesprächs waren auch das Leben nach der Haftentlassung und Hartmut Leimckes Weg zur Bildenden Kunst. Im Anschluss betätigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst künstlerisch und fertigten, beraten von Hartmut Leimcke, Zeichnungen und Collagen an.
Unsere Bilder, fotografiert von Kristina Hahn und Robert Schröpfer, zeigen die Teilnehmenden gemeinsam mit Hartmut Leimcke im Kunst-Workshop und mit Hans-Christian Lippmann beim Rundgang durchs Haus.
Wir danken unserem Workshop-Leiter, Herrn Leimcke, und Herrn Mayer vom Kulturbüro Rheinland-Pfalz für die freundliche Zusammenarbeit.




