Isolation mit Wartezeit – Lesung mit Tanz und Schauspiel nach der Schachnovelle von Stefan Zweig

Wann

22. August 2024    
19:00

Wo

Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis
Kaßbergstr. 16 c, Chemnitz, 09112

„Es gab nichts zu tun, nichts zu hören, nichts zu sehen, überall und ununterbrochen war um einen das Nichts. […] Man ging auf und ab, und mit einem gingen die Gedanken auf und ab, […] immer wieder. Aber selbst Gedanken, so substanzlos sie scheinen, brauchen einen Stützpunkt, sonst beginnen sie zu rotieren […]. Man wartete auf etwas, von morgens bis abends, und es geschah nichts. […] Man blieb allein. Allein. Allein.“

Die Schachnovelle von Stefan Zweig, erschienen 1942 in Brasilien, ist ein Klassiker der Exilliteratur während der Zeit des Nationalsozialismus. Auf einer Schiffspassage von New York nach Buenos Aires wird ein früherer Gefangener der Gestapo, dem in der Isolationshaft als einzige Betätigung ein Schachbuch zur Verfügung stand, auf eine Partie herausgefordert und mit den Erinnerungen an seine Hafterlebnisse konfrontiert.

Die Freiberger Choreografin Martina Morasso und ihr Team greifen den Stoff auf. In der szenischen Lesung im neuen Lernort im früheren Hafttrakt B des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses, vor dem Ausstellungsbereich über die Zeit des Nationalsozialismus, kommen Text und Tanz zusammen. Eine Auseinandersetzung mit der Ohnmacht in der Isolation und dem Wunsch nach (Über-)Leben.

Projektinitiative, Choreografie/Tanz: Martina Morasso
Schauspieler/Vorleser: Maximilian Sterba
Dramaturgische Unterstützung: Ellen Henning

Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 8 Euro. Anmeldungen bitte per E-Mail an veranstaltungen@gedenkort-kassberg.de.

Kassenöffnung/Einlass ab 18.30 Uhr

Ein Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregie­rung für Kultur und Medien.

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Martina Morasso, Dipl. Choreografin, Tänzerin, Theaterwissenschaftlerin (B.A.), arbeitet als freischaffende Choreografin, Performerin und Tanzpädagogin in Freiberg, Chemnitz und Dresden. Sie tanzt unter anderem an der Oper Leipzig und mit der Tanzwerkstatt Cottbus G. Grunske. Morasso absolvierte ihr Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Genua, zur Choreographin an der Palucca-Hochschule für Tanz Dresden und zur Bühnentänzerin an der Ballettakademie Köln. Von 1994 bis 2012 tanzte sie auf unterschiedlichen deutschen Bühnen, unter anderem an der Komischen Oper Berlin.

Seit 2017 ist Martina Morasso Referentin zum Thema „Kognitive Choreografie“ – unter anderen am Kongress „Movement and Cognition“, Universität Oxford (2017) und am „Senseation“-Symposium, HdK-Hochschule der Künste Zürich (2019).

Die Begegnung mit Maximilian Sterba besteht seit der gemeinsamen Zeit am Mittelsächsischen Theater Freiberg und wird fortgesetzt in gegenseitiger künstlerischer und menschlicher Wertschätzung.

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Das ehemalige Kaßberg-Gefängnis war ein politischer Haftort nicht nur unter dem kommunistischen Regime, sondern auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Vorstellung findet im 3. OG des Lernorts im früheren Hafttrakt B statt, vor dem Ausstellungsbereich über die Zeit des Nationalsozialismus.