Wie staatstreu war die Jugend?

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Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Steffi Lehmann ist mit einem Aufsatz in dem von Prof. Dr. Jakob Benecke herausgegebenen Band „Erziehungs- und Bildungsverhältnisse in der DDR“ vertreten, auf den wir gerne hinweisen möchten. Unter dem Titel „Jugendpolitik in der DDR – Anspruch und Wirkung ausgewählter Bildungsmaßnahmen“ geht die Autorin der Frage nach, ob die politische Führung der DDR mit Jugendweihe, Staatsbürgerkundeunterricht und sozialistischer Wehrerziehung langfristige Erziehungserfolge hinsichtlich der Staatstreue der jungen Generationen erzielte, und verneint. Die SED habe damit flächendeckend die meisten Jugendlichen erreicht, aber zu – in Anführungszeichen – Mitmachern erzogen, die sich offiziell den Ansprüchen der politischen Führung anpassten und insgeheim ein eigenes Urteil bildeten.

„Im Staatsbürgerkundeunterricht behielten viele Schüler*innen ihre persönliche Meinung für sich und passten sich der jeweiligen Lehrermeinung an. Die ,Hans-Beimler-Wettkämpfe‘ akzeptierte der Großteil der 14- bis 16-Jährigen als gewöhnlichen Teil ihrer Schulausbildung. Ähnlich verhielt es sich mit dem Wehrunterricht. Obwohl es immer Heranwachsende gab, die sich für die vormilitärische Ausbildung begeisterten, folgte die Mehrheit der jungen Männer mit der Ableistung des Wehrdienstes letztlich der Forderung des Gesetzes. Michael Koch bringt es auf den Punkt: ,Das Projekt Wehrunterricht war für die SED gescheitert.‘ Dieses Resümee lässt sich auf jedes der hier behandelten Beispiele übertragen.“

Weitere Beiträge des Bandes befassen sich mit Themen wie den verschiedenen Generationen in der DDR, den Massenorganisationen für Kinder und Jugendliche, der Erwachsenenbildung oder der Hochschulpolitik. Das Buch ist dieses Jahr im Verlag Julius Klinkhardt in Bad Heilbrunn erschienen, hat 398 Seiten und kostet 25 Euro. Das Coverfoto zeigt eine Szene am Rande des Pioniertreffens der DDR im August 1988 im damaligen Karl-Marx-Stadt.

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