Am vergangenen Wochenende war unser Verein, vertreten durch die wissenschaftliche Leiterin unseres Lern- und Gedenkorts, Dr. Steffi Lehmann, beim 2. Bundeskongress politisch verfolgter Frauen in der SBZ und der DDR in Halle an der Saale dabei. 114 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet beschäftigten sich unter dem Titel „Verronnene Zeit – Aufklärung, Aufarbeitung, Netzwerke“ drei Tage lang in Workshops und Podiumsdiskussionen unter anderem mit Langzeitfolgen sogenannter Zersetzungsmaßnahmen der Staatssicherheit, mit Rehabilitierungen von nach Paragraph 249 des DDR-Strafgesetzbuchs („Asozialen“-Paragraph) verurteilten Frauen und Themen wie Resilienz und Widerstandsfähigkeit. Den Kongress in den Räumen der Franckeschen Stiftungen hatte die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. (UOKG) gemeinsam mit dem Forum für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen der SBZ/DDR-Diktatur e.V. organisiert.
Unser Foto zeigt Dr. Steffi Lehmann (l.) beim Kongress gemeinsam mit der Zeitzeugin Prof. Dr. Karin Sorger. Karin Sorger, geboren 1939 in Magdeburg und in der DDR als Pathologin an den Universitätskliniken Leipzig tätig, versuchte 1977 erfolglos, mit ihrer Tochter aus der DDR zu fliehen, nachdem sie eine Zusammenarbeit mit Staatssicherheit abgelehnt hatte. Die Überwachung und Reglementierung durch den Parteiapparat empfand sie als unerträglich. Im Februar 1977 wurde sie verhaftet und zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt, die sie in der berüchtigten Frauenstrafvollzugsanstalt Hoheneck antreten musste. Die Tochter kam zum früheren Ehemann. Im November 1977 wurde Karin Sorger über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik freigekauft. Wenige Monate später durfte sie ihre Tochter nachholen. Im Westen wurde sie an der Universität Mainz habilitiert und 1987 zur Universitätsprofessorin ernannt. 1989 wurde sie Chefärztin in Göppingen. Sie engagiert sich als Zeitzeugin und veröffentlichte ihre Autobiografie.