Leihgeber und Zeitzeuge unterstützt Dauerausstellung

Für unsere entstehende Dauerausstellung hat uns der Geisteswissenschaftler und Zeitzeuge Dr. Werner Abel in der vergangenen Woche zwei Bücher in Zusammenhang mit Walter Jankas Zeit im mexikanischen Exil und seinem dortigen Verlag „El Libro Libre“ (Das Freie Buch) als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um das Protokoll des ersten Landeskongresses des Komitees Freies Deutschland in Mexiko von 1943, in dem ein Redebeitrag Walter Jankas abgedruckt ist, und den Antikriegsroman „Stalingrad“ von Theodor Plievier, erschienen 1945 in Jankas Verlag. Der Lebensweg des in Chemnitz geborenen Kommunisten und bekannten Verlegers Walter Janka (1914–1994) ist eines der Schicksale, die in unserer künftigen Dauerausstellung erzählt werden sollen. Janka war 1933 von den Nationalsozialisten inhaftiert und in Bautzen I, dem Kaßberg-Gefängnis und dem Konzentrationslager Sachsenburg festgehalten worden. 1935 wurde er in die Tschechoslowakei abgeschoben, ab 1936 kämpfte er im Spanischen Bürgerkrieg und flüchtete anschließend nach Mexiko. In der DDR wurde der Kommunist erneut aus politischen Gründen inhaftiert – diesmal von den eigenen Genossen. Dank der Leihgaben Dr. Abels kann nun an eine wichtige Phase im Leben Walter Jankas gegenständlich erinnert werden.

Unser Leihgeber Dr. Werner Abel selbst, Jahrgang 1943, hatte ebenfalls Berührung mit dem Kaßberg-Gefängnis. Der promovierte Philosoph hatte das SED-Regime aus marxistischer Perspektive kritisiert. Nach seinem Studium an der Universität Leipzig war der Wissenschaftler an die Sektion Marxismus-Leninismus der TH Karl-Marx-Stadt gekommen, sammelte, las und verlieh im Freundeskreis kritische Schriften und Bücher und lud zu öffentlichen Veranstaltungen unter anderem über Dissidenten in der damaligen Sowjetunion ein. Im Januar 1980 wurde er von der Staatssicherheit vernommen. Während des Verhörs beschlagnahmte das MfS in seiner Wohnung rund 3000 Bücher. Im Dezember wurde er verhaftet, ins Kaßberg-Gefängnis gebracht und dort bis in die Morgenstunden verhört. Er verlor die Stelle, wurde aus der Partei ausgeschlossen und bekam den Doktortitel aberkannt. Beruflich übersetzte der Wissenschaftler im Kombinat Textima Ersatzteillisten ins Spanische.

Nach Ende der DDR wurde Dr. Abel rehabilitiert und baute die Politikwissenschaft der TU Chemnitz, Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte, mit auf. Dr. Abel veröffentlichte über das deutsche Exil und arbeitet gerade mit an einem Band über den Sänger Ernst Busch und dessen Zeit im Spanischen Bürgerkrieg.

Unsere Fotos zeigen oben Dr. Werner Abel mit einer Ausgabe von „El Libro Negro“, Schwarzbuch des Nazi-Terrors in Europa, erschienen 1943 im Verlag El Libro Libre in Mexiko, außerdem unten das Cover des Antikriegsromans „Stalingrad“ von 1945 sowie das Kongressprotokoll des Komitees Freies Deutschland in Mexiko von 1943 mit dem aufgeschlagenen Beitrag Walter Jankas.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Dr. Werner Abel für die Leihgabe.

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