Ministerpräsident würdigt Zeitzeugen

Herzlichen Glückwunsch an Frank Nemetz! Der Zeitzeuge hat heute in Dresden das Bundesverdienstkreuz erhalten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer würdigte damit in Stellvertretung des Bundespräsidenten seinen Einsatz für die Aufarbeitung des SED-Unrechts und die damals Verfolgten sowie sein Engagement für einen Lern- und Gedenkort im ehemaligen Kaßberg-Gefängnis. „In der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), deren Landesvorsitzender er seit 2014 ist“, so heißt es in einer Mitteilung der Staatskanzlei, „macht er sich für die Anerkennung, Rehabilitierung und soziale Entschädigung der vom Unrecht in der DDR Betroffenen stark. Im Stiftungsbeirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten setzte sich Frank-Michael Nemetz, der zu DDR-Zeiten selbst ins Visier der Staatssicherheit geriet und im Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz in Haft war, für die Errichtung eines Gedenkortes auf dem Gelände der ehemaligen Haftanstalt ein. Er engagiert sich zudem in der Zeitzeugenarbeit und ist Mitherausgeber einer Schriftenreihe, welche regelmäßig Publikationen mit Zeitzeugen-Erinnerungen und Biografien veröffentlicht.“

Frank Nemetz, geboren 1944 in Brandis bei Leipzig, war laut VOS von Januar bis August 1968 in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit auf dem Kaßberg inhaftiert. Hintergrund waren die Fluchtpläne eines Freundes und dessen beider Geschwister, die zu diesem Zweck von ihrer im Westen lebenden Mutter gefälschte bundesdeutsche Pässe zugeschickt bekommen hatten. Der Freund befand sich zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits in Haft. Seine Schwester gab die falschen Papiere zur Aufbewahrung an Frank Nemetz weiter, der sie im eigenen Ofen verbrannte, nachdem auch die Schwester des Freundes von der Staatssicherheit festgenommen worden war. Die Staatssicherheit unterstellte ihm, die Pässe für die eigene Flucht mit seiner Verlobten an sich genommen zu haben. Frank Nemetz wurde in Isolationshaft gehalten und von Tageslicht abgeschirmt, während die Staatssicherheit seiner Verlobten draußen Fallen zu stellen versuchte. Im Juli wurde Frank Nemetz von einem Gericht wegen „Beihilfe zur Vorbereitung der Republikflucht“ zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, die wenig später zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Eine ausführliches Porträt des Geehrten im Zeitzeugenbereich der VOS-Website, auf dem der unser biografischer Absatz oben basiert, lesen Sie, wenn Sie hier klicken. Das Foto unten zeigt Frank Nemetz (2.v.l.) gemeinsam mit weiteren Ausgezeichneten und Ministerpräsident Michael Kretschmer (r.) bei der Veranstaltung in Dresden. Foto: Paweł Sosnowski/Sächsische Staatskanzlei – mit freundlicher Genehmigung

Link teilen