Oberbürgermeister Sven Schulze hat gestern unseren neuen Lernort im früheren Hafttrakt B besucht. Nachdem das Chemnitzer Stadtoberhaupt krankheitsbedingt an der offiziellen Eröffnung am Freitag vergangener Woche nicht hatte teilnehmen können, besichtigte er nun in Begleitung von Mitarbeiterin Cornelia Siegel, Leiterin Europäische und Internationale Beziehungen sowie Protokoll, die neu entstandene Dauerausstellung. Begrüßt wurde er von unserem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Volkmar Zschocke MdL, unserer Schatzmeisterin Nicole Jassner-Sehning, unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann und unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Robert Schröpfer. Im Zentrum stand ein Gespräch mit unserer Zeitzeugin Veronika Bahr, die mit ihrer Biografie in der neu entstandenen Dauerausstellung vertreten ist.
Veronika Bahr war im August 1968 im Alter von 18 Jahren im MdI-Teil des Kaßberg-Gefängnisses inhaftiert worden, nachdem sie wegen ihrer schwierigen familiären Situation versucht hatte, die DDR über die damalige ČSSR Richtung Westen zu verlassen, und an der Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge aufgegriffen worden war. Wegen „jugendlichen Alters“, „spontaner Reaktion“ und der Annahme, dass sich die „Beschuldigte künftig gesellschaftsmäßig verhalten“ werde, wurde der Haftbefehl nach sieben Wochen aufgehoben. Die Haft im D/E-Block zusammen mit einer „Landstreicherin“ und einer Mörderin in einer Zelle löste bei ihr traumatische Folgen aus. Nach 1989 wurde Veronika Bahr rehabilitiert und kam durch die Psychotherapie zur Kunst.
Im Anschluss an eine Führung durchs Haus trug sich der Oberbürgermeister ins Gästebuch unseres Lern- und Gedenkorts ein. „Ich freue mich, dass dieser besondere Ort in Chemnitz bewahrt und erhalten werden konnte“, schrieb der Oberbürgermeister. „Ein Stück Geschichte, das für künftige Generationen unheimlich wichtig ist.“ Die Stadt Chemnitz unterstützte maßgeblich unser Gedenkstättenprojekt mit und beteiligt sich an den Kosten des Betriebs.
Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen oben Oberbürgermeister Sven Schulze und unsere Zeitzeugin Veronika Bahr, unten den Oberbürgermeister mit Volkmar Zschocke im Ausstellungsteil über Jankel Rotstein sowie mit Nicole Jassner-Sehning (l.), Veronika Bahr (hinten), Dr. Steffi Lehmann und Volkmar Zschocke im Ausstellungsteil über unseren Zeitzeugen Dieter Häcker, 1989 einer der Wiederbegründer der Chemnitzer Sozialdemokratie und Vorgänger Schulzes im Amt des Schatzmeisters seiner Partei, Cornelia Siegel (l.) und Nicole Jassner-Sehning sowie den Oberbürgermeister beim Eintrag in unser Gästebuch.
Wir danken der Stadt Chemnitz für die Unterstützung unseres Gedenkstättenprojekts.