Unsere Poster zur Eröffnung – Ernst Sander

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Lebensgeschichten und Haftschicksale früherer politischer Gefangenen stehen im Mittelpunkt unserer Dauerausstellung im neuen Lernort im früheren Hafttrakt B. Auch auf den Plakaten für unser Eröffnungswochenende am 21./22. Oktober, entworfen vom Berliner Grafikbüro Bailey und Bailey, sind ehemalige Haftinsassinnen und Haftinsassen zu sehen. Sie waren zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Kaßberg inhaftiert: Ernst Sander in der NS-Zeit, Annemarie Krause in den Jahren der sowjetischen Geheimpolizei NKWD/MGB, Wolfgang Lötzsch in der Untersuchungshaft der DDR-Staatssicherheit und Elke Schlegel in der Freikaufhaft ebenfalls der Staatssicherheit. Alle vier sind mit ihren Biografien in der Dauerausstellung im neuen Lernort im ehemaligen Hafttrakt B vertreten.

Ernst Sander, geboren 1907 in Chemnitz, konvertierte 1934 im Zuge seiner Eheschließung vom Judentum zum Christentum. Er war als kaufmännischer Angestellter tätig und ab Februar 1935 Mitinhaber des väterlichen Möbelgeschäfts. 1938 wurde die Firma zwangsaufgelöst. Bei den Novemberpogromen von 1938 wurde Ernst Sander wie auch sein Bruder Herbert in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und bis Januar 1939 im Konzentrationslager Buchenwald festgehalten. Anschließend musste er Zwangsarbeit unter anderem im Straßenbau, später in der Rüstungsproduktion leisten. Wegen „Sabotage ausländischen Beuteguts“ war er 1942 sechs Monate lang im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert. Im Februar 1945 wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wohin bereits seine Mutter verschleppt worden war. Nach seiner Befreiung kehrte Ernst Sander am 9. Juni 1945 nach Chemnitz zurück. Er gründete erneut ein Möbelhaus und arbeitete später in der Möbelproduktion. Bis an sein Lebensende engagierte er sich für das Gedenken an den Holocaust. Ernst Sander verstarb 1999 im Alter von 91 Jahren.

In unserer neuen Dauerausstellung wird die Lebensgeschichte von Ernst Sander mit Texten, Fotos und Dokumenten erzählt. Die Ausstellung im ehemaligen Hafttrakt B kann an unserem Eröffnungswochenende Samstag und Sonntag, 21./22. Oktober 2023 zum ersten Mal besichtigt werden. Weitere Informationen zum Programm finden Sie, wenn Sie hier klicken.

Das Foto auf unserem Poster stammt aus dem Nachlass (mit freundlicher Genehmigung Anja Wartenberg) und zeigt Ernst Sander nach Kriegsende 1946.

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