Die Freie Presse Chemnitz bringt in ihrer Ausgabe zum Jahreswechsel ein ganzseitiges Interview mit unserem Zeitzeugen und Vereinsmitglied Falk Mrázek sowie unseren Vorstandsmitgliedern Hanka Kliese MdL, Alexander Dierks MdL und Volkmar Zschocke MdL. Es geht um Freiheit und Demokratie, politische Bildung und die demokratische Grundorientierung unseres zukünftigen Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis. Anlass sind öffentliche Auftritte zweier Zeitzeugen mit Vertretern rechtsextremer und rechtspopulistischer Organisationen und die Einstellung der Zusammenarbeit mit ihnen.
„Hanka Kliese: Wir haben uns von diesen Zeitzeugen nicht vollständig getrennt. Für uns ist jede Biographie eines Opfers anzuerkennen. Wir haben uns entschieden, uns zu diesem Zeitpunkt nicht von ihnen repräsentieren zu lassen. Mit einem der Zeitzeugen sind wir noch im Gespräch und sind da auch offen für Meinungsänderungen. Dass so etwas nicht zu vereinbaren ist mit unserem Auftrag zur politischen Bildung, haben wir als Verein schon immer so gesehen. Ich glaube aber auch, wir stehen da stellvertretend für viele Vereine in Sachsen, die dieses Problem haben. Da wurde in den vergangenen Jahren manches verschlafen. Es wurden den Menschen – zum Beispiel von vielen Fußballvereinen – in Bezug auf Meinungsfreiheit nicht die richtigen Grenzen gesetzt. Grenzen, die durch die freiheitlich-demokratische Grundordnung sehr klar definiert sind. Wir sehen uns als Verein daher in einer besonderen Verantwortung, solche Grenzen zu ziehen. Das ist der Auftrag, den uns die Geschichte gibt.
Freie Presse: Wo genau verläuft für Sie diese Grenze ganz praktisch?
Hanka Kliese: Es gibt Verfassungsfeinde in diesem Land, und es gibt Menschen, die mit diesen Verfassungsfeinden kooperieren. Von denen wollen und können wir uns nicht repräsentieren lassen. Aber die Grenze verläuft auch dort, wo auch gezielt versucht wird, Geschichte neu oder anders zu schreiben. Etwa, dass der Holocaust verharmlost werden soll. Hier haben wir eine Verantwortung nicht zuletzt gegenüber den Opfern aus der Zeit vor 1945, von denen, zumindest was den Kaßberg betrifft, leider keine direkten Zeitzeugen mehr am Leben sind.
Volkmar Zschocke: Das gilt aber ebenso für das Erinnern an die DDR und an die friedliche Revolution. Wer die Demokratie angreift, der steht nicht in der Tradition der friedlichen Revolution. Oder wer die heutige Situation mit der DDR vergleicht, der verharmlost Diktatur in schlimmster Weise. Wir sind 1989 für die Freiheit auf die Straße gegangen und nicht für Menschenverachtung. Wir haben uns nach Weltoffenheit und Demokratie gesehnt, nicht nach Nationalismus.
Alexander Dierks: Wir erleben ja seit einigen Jahren, wie der demokratische Staat in die Nähe von Diktaturen gerückt wird. Wie Mehrheitsentscheidungen der liberalen Demokratie, die etwa in der Corona-Pandemie mit Einschränkungen verbunden sind, verglichen werden mit Diktaturen und repressiven Regimen wie dem Dritten Reich und der DDR. Wenn Menschen, die Zeitzeugen dieser Diktatur sind, sich mit diesen Anschauungen gemein machen und zur Legitimation dieser Thesen beitragen, dann halte ich es für konsequent und unverhandelbar, dass wir als Verein uns von diesen Zeitzeugen nicht mehr vertreten lassen. Ansonsten würden wir all das verraten, wofür wir stehen, und all jene mit Füßen treten, die uns seit Jahren unterstützen. Und wenn es dann heißt: ,Ja, das ist ja wie früher!‘, dann muss man sagen: ,Nein, ist es nicht.‘ Wir leben in einem freien Land. Hier kann man sich zu Demokratiefeinden bekennen – aber es ist dann eben auch das Recht eines Vereins, daraus Konsequenzen zu ziehen.“
Zum vollständigen Interview im Online-Angebot der Freien Presse geht es hier (kostenpflichtig).