Zeitzeuginnenbesuch hatte heute unser Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Sylvia Krause machte auf der Durchreise einen Zwischenstopp in Chemnitz, um ihren nun komplettierten biografischen Ausstellungsbereich im neuen Lernort im früheren Hafttrakt B zu besichtigen. Die Physiotherapeutin aus dem thüringischen Greiz hatte 1986 mit ihrem damaligen Mann einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt. In der darauffolgenden Wartezeit verfasste sie regelmäßig Schreiben an die Behörden, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, und kritisierte die SED-Diktatur. In der Folge wurde Sylvia Krause im Oktober 1988 festgenommen und im Januar 1989 wegen „öffentlicher Herabwürdigung“ und „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme zu bundesdeutschen Behörden“ zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt.
Wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung ihrer Tochter wurde die Untersuchungshaft in Gera zeitweilig ausgesetzt. Zum Strafvollzug wurde Sylvia Krause im vormilitärischen Strafvollzug Dessau inhaftiert und musste ohne Schutzbekleidung Chromdioxidblöcke für die Filmfabrik Wolfen schneiden. Im Mai 1989 wurde Sylvia Krause wie auch ihr Ehemann im Rahmen des Häftlingsfreikaufs aus der DDR über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik entlassen. Ihre Tochter, die in der Zeit der Haft bei den Großeltern war, durften Bekannte wenige Wochen später nachholen.
Unsere Fotos zeigen Sylvia Krause (M.) und unsere wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann im Gespräch mit Azubis vom Beruflichen Schulzentrum für Agrar, Hauswirtschaft und Ernährung Freiberg/Sachsen und Blicke in den fertiggestellten biografischen Ausstellungsbereich über Sylvia Krause.