Zeitzeuginnenbesuch aus Baden-Württemberg hatte heute unser Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Cornelia Hasenauer war auf den Kaßberg gekommen, um unseren neuen Lernort im früheren Hafttrakt B zu besichtigen. Die damals 21 Jahre alte Physiotherapeutin aus Karl-Marx-Stadt hatte, wie sie berichtete, 1980 die DDR mithilfe von Fluchthelfern verlassen wollen, weil sie wegen Westverwandtschaft schulische, sportliche und berufliche Nachteile erfahren hatte. Gemeinsam mit ihrem Freund, so der Plan, sollte sie im Kofferraum eines Autos in den Westen gelangen. Doch dazu kam es nicht. Ende Juni 1980 wurde sie am Arbeitsplatz festgenommen und in die Untersuchungshaft auf dem Kaßberg gebracht. Im Oktober 1980 wurde sie wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts“ und „Agententätigkeit“ zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt und zum Strafvollzug ins berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck gebracht. Ende Juni 1981 wurde sie im Rahmen des Häftlingsfreikaufs über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik entlassen.
Cornelia Hasenauer, die heute im Raum Stuttgart lebt, genoss die Freiheit, unternahm als Weltenbummlerin viele Reisen innerhalb Europas und nach Südamerika. Unser Foto zeigt sie am Gedenkort an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses.