Buchvorstellung in Leipzig

Unsere Zeitzeugin Elke Schlegel und die Leiterin unseres künftigen Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis, Dr. Steffi Lehmann, sind am kommenden Samstag, 29. April, 13 Uhr im Museum in der Runden Ecke in Leipzig, Dittrichring 24 (Kinosaal) gemeinsam mit Autorin Ariane Zabel und dem VOS-Landesvorsitzenden Frank Nemetz bei der Präsentation des neuen, bereits neunten Bandes der VOS-Schriftenreihe über politische Haftschicksale in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR dabei. Unter dem Titel „,Wie menschenverachtend das war.‘ – Erinnerungen an politische Gefangenschaft“ enthält der Band neben Porträts von Manfred Zehl und Reiner Miserocchi auch die Zeitzeuginnen-Biografie von Elke Schlegel sowie einen Beitrag über Rudolf Schwarze, den Großvater von Dr. Steffi Lehmann.

Elke Schlegel, geboren 1958 in Jena, stellte im September 1983 zeitgleich mit ihrem späteren Ehemann einen Ausreiseantrag aus der DDR. Beide nahmen in ihrer Heimatstadt Jena an Demonstrationen des „Weißen Kreises“ teil, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, und suchten Hilfe bei Verwandten im Westen. Im März 1984 wurde ihnen bedeutet, die Bewilligung ihrer Anträge stünde unmittelbar bevor. Kurz darauf kam das Paar jedoch in Haft und das gemeinsame Kind zur Großmutter. Nach drei Monaten im Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit in Gera wurde Elke Schlegel wegen „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ zu einem Jahr und sechs Monaten Freiheitsentzug verurteilt und in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck gebracht, bevor sie im September 1984, ihr Mann im Oktober desselben Jahres über das Kaßberg-Gefängnis in die Bundesrepublik entlassen wurde.

Rudolf Schwarze, geboren 1918 in Altenburg, wurde im Januar 1951 in Pasewalk festgenommen, nachdem sich der Bereitschaftspolizist unerlaubt von der Kaserne in Eggesin (Vorpommern) wegbegeben hatte. Offenbar wollte er zu einer Geburtstagsfeier nach Ost-Berlin, was ihm von Vorgesetzten nicht genehmigt worden war. Wegen unzufriedenen Äußerungen unter Kollegen und nach der Festnahme wurde er neben der Desertion und einer angeblich geplanten Flucht nach West-Berlin auch der Verletzung seiner Schweigepflicht, der Zersetzung der Volkspolizei und antisowjetischer Hetze bezichtigt. Nach 258 Tagen in Einzelhaft in Ueckermünde verurteilte ein Gericht den damals 32-Jährigen zu acht Jahren Zuchthaus, die er im berüchtigten Bützow-Dreibergen antreten musste. Im Mai 1956 wurde er nach mehr als fünf Jahren Haft begnadigt. Nach Ende der DDR trat Rudolf Schwarze der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) bei und erwirkte seine Rehabilitierung. Seiner Familie gegenüber schwieg er über die Haftzeit bis auf wenige Äußerungen bis zu seinem Tod im Jahr 1999.

In Leipzig stellen Ariane Zabel, Elke Schlegel und Dr. Steffi Lehmann die Neuveröffentlichung gemeinsam vor. Veranstalter sind die Gedenkstätte Museum in der Runden Ecke Leipzig und der VOS-Landesverband. Der neunte Band der VOS-Schriftenreihe, „,Wie menschenverachtend das war.‘ – Erinnerungen an politische Gefangenschaft“, hat 148 Seiten, umfasst zahlreiche Abbildungen und ist kostenlos im Archiv Bürgerbewegung Leipzig sowie über den VOS-Landesverband Sachsen erhältlich. Vorangegangene Ausgaben finden Sie hier.

Unsere Abbildungen zeigen oben unsere Zeitzeugin Elke Schlegel (l.), Autorin Ariane Zabel (M.) und unsere Leiterin Dr. Steffi Lehmann sowie das Cover des Buchs. Bildquellen: Sascha Ditscher, VOS, eigenes Foto/Verein

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