
Dem Vorstand unseres Vereins gehören an als Vorsitzender Jürgen Renz, als stellvertretende Vorsitzende Michaela Bausch, Veronika Brandt, Alexander Dierks MdL, Hanka Kliese und Volkmar Zschocke, als Schatzmeisterin Nicole Jassner-Sehning sowie als Beisitzerin Damaris Meischner und als Beisitzer Andreas Neudert.
Unser Bild oben zeigt Andreas Neudert, Nicole Jassner-Sehning, Volkmar Zschocke, Michaela Bausch, Jürgen Renz und Veronika Brandt (v.l.) bei der Mitgliederversammlung unseres Vereins im September 2024.
Eine Übersicht unserer Mitarbeitenden im Gedenkstättenteam finden Sie hier. Sie stehen Ihnen als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Fragen rund um unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis sehr gerne zur Verfügung.
Vorsitzender Jürgen Renz

Jürgen Renz, geboren 1974 in Würzburg, Studium in Dresden, Referendariat in Nürnberg und Luxemburg, ist in Chemnitz als selbständiger Rechtsanwalt tätig. Er war von 2012 bis 2014 Schatzmeister unseres Vereins und ist seit 2014 Vorsitzender. Als einer der beiden Projektleiter begleitete er wesentlich den Umbau des früheren Hafttrakts B zum neuen Lernort mit. Seit 2019 gehört er für die SPD dem Chemnitzer Stadtrat an.
Warum engagiert sich Jürgen Renz für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Als Strafverteidiger habe ich oftmals Kontakt zu Mandanten, die in Haft sind. Die Anordnung von Haft ist immer – auch im rechtsstaatlichen Kontext – für den Betroffenen ein einschneidendes Erlebnis. Dies gilt natürlich umso mehr für die Inhaftierung in einem Unrechtsstaat, die von den Betroffenen als großes Unrecht erlebt wird. In einem Unrechtsstaat ist der Betroffene staatlicher Willkür ausgesetzt und bereits für seine kritische Meinung oder seinen Wunsch nach einem freien, selbstbestimmten Leben von Haft bedroht. Mir ist es wichtig, dass dieser historische Ort als Lernort für Demokratie begriffen wird. Der Umgang einer Diktatur mit Menschen, die nicht in das staatliche System gepasst haben, unterscheidet sich fundamental von den Freiheiten, die wir alle in einer Demokratie genießen.“
Stellvertretende Vorsitzende Hanka Kliese

Hanka Kliese, aufgewachsen in Chemnitz, Studium der Politikwissenschaft und Erwachsenenbildung (M.A.), war von 2006 bis 2024 Mitglied des Sächsischen Landtags, zeitweise als stellvertretende Vorsitzende und erinnerungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Sie setzt sich seit vielen Jahren für erinnerungspolitische Themen ein und ist Gründungsmitglied unseres Vereins. Dabei unterstützt Hanka Kliese insbesondere den Führungsbetrieb und die inklusive Ausgestaltung unserer Gedenkstätte.
Warum engagiert sich Hanka Kliese für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Menschenhandel, Zwangsadoptionen, Isolationshaft und psychische Zersetzung – diese Verstöße gegen die Menschenrechte sind auch Teil der Geschichte eines Landes, in dem ich geboren bin. Und in Chemnitz spiegelt das Kaßberg-Gefängnis genau diesen Teil an einem historischen Ort auf einzigartige Weise wider. Zudem spielte das Gefängnis eine Rolle bei der Unterdrückung von Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten im ,Dritten Reich‘ – ein Thema, das gerade in Sachsen nicht in Vergessenheit geraten darf.“
Stellvertretender Vorsitzender Volkmar Zschocke

Volkmar Zschocke, geboren 1969, ist ausgebildeter Werkzeugmacher, studierte berufsbegleitend Soziale Arbeit und ist aktuell in der Familienberatung tätig. Seit 1991 wirkt er ehrenamtlich in der Chemnitzer Kommunalpolitik mit. Von 2014 bis 2024 war er Mitglied der bündnisgrünen Fraktion im Sächsischen Landtag. Volkmar Zschocke ist Gründungsmitglied unseres Vereins.
Warum engagiert sich Volkmar Zschocke für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Mit der Schließung der Justizvollzugsanstalt 2010 drohte dieser geschichtsträchtige Ort in Vergessenheit zu geraten. Doch die damit verbundenen Schicksale mahnen uns eindringlich, was der Verlust von Freiheit und Bürgerrechten bedeutet. Die heutige Gedenkstätte ist für uns und kommende Generationen ein unverzichtbarer Lernort für Demokratie.“
Stellvertretender Vorsitzender Alexander Dierks

Alexander Dierks, geboren 1987 in Bietigheim-Bissingen und aufgewachsen in Sachsen, Abschlüsse in European Studies und Politik in Europa an der TU Chemnitz, ist seit 2014 Mitglied des Sächsischen Landtags. Er war von 2017 bis 2024 Generalsekretär des sächsischen Landesverbandes der CDU. Seit 2024 ist er Präsident des Sächsischen Landtags. Alexander Dierks gehört seit 2016 unserem Vereinsvorstand an.
Warum engagiert sich Alexander Dierks für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Seit meiner Schulzeit beschäftige ich mich intensiv mit den beiden Diktaturen auf deutschem Boden. Mit dem Kaßberg-Gefängnis verfügt Chemnitz über einen einzigartigen authentischen Ort, der Zeugnis über die Zeit des Nationalsozialismus und des DDR-Sozialismus ablegt. Diesen zu erhalten ist eine wichtige Aufgabe, um das Andenken an Repression und Unrecht wach zu halten und erlebbar zu machen.“
Stellvertretende Vorsitzende Michaela Bausch

Michaela Bausch, aufgewachsen im damaligen Karl-Marx-Stadt, Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen, war von 1987 bis 2009 als Lehrerin, Lehrerausbildnerin, Lehrerfortbildnerin sowie als Auslandsdienstlehrkraft in Afghanistan tätig. Seit 2009 arbeitet sie in verschiedenen Aufgabenbereichen des Landesamtes für Schule und Bildung, derzeit als Leiterin des Referates Schulartübergreifende Themen und Unterstützungsangebote.
Warum engagiert sich Michaela Bausch für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Als Schülerin saß ich nur wenige Meter von den Zellen des Kaßberg-Gefängnisses entfernt im Klassenzimmer. Das Gefängnis war in jeder Hofpause, in jeder Sportstunde, bei jedem Blick aus dem Fenster allgegenwärtig. Nur gewusst, was da zeitgleich passiert, das haben wir nicht. Heute lerne ich Menschen kennen, die zu dieser Zeit und in diesen Zellen inhaftiert waren und auf ihren Freikauf warteten. Ihre Schicksale, ihre Geschichten bewegen mich sehr. Ich möchte, dass vor allem junge Menschen erfahren, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben und dass sie begreifen, dass ein Leben in Freiheit ein Geschenk ist, für das man auch Verantwortung übernehmen muss.“
Stellvertretende Vorsitzende Veronika Brandt

Veronika Brandt setzt sich als Zeitzeugin und Vorstandsmitglied für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis ein. Als Besucherin erlebte sie im August 1968 die letzten Tage des Prager Frühlings mit und versuchte im November desselben Jahres, die DDR über Ungarn in den Westen zu verlassen. Sie wurde an der ungarisch-jugoslawischen Grenze festgenommen und war in Budapest, Berlin-Hohenschönhausen, Magdeburg und Stendal inhaftiert. Heute lebt Veronika Brandt in Chemnitz. Sie ist außerdem Mitglied im Freundeskreis der Jüdischen Gemeinde Chemnitz.
Warum engagiert sich Veronika Brandt für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Ich arbeite im Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis mit, weil es für alle Menschen in Deutschland wichtig ist, die Geschichte des Nationalsozialismus, der Zeit von 1945 bis 1949 in Deutschland und der DDR zu kennen. Nur wer sich mit dieser Vergangenheit beschäftigt, kann einen guten, richtigen Weg in die Zukunft gehen!“
Schatzmeisterin Nicole Jassner-Sehning

Nicole Jassner-Sehning, aufgewachsen in Chemnitz, ist Betriebsprüferin in der Groß- und Konzernbetriebsprüfung des Finanzamtes Chemnitz-Süd. Sie machte Abitur am Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium (ehemals Gymnasium Hohe Straße) auf dem Kaßberg, absolvierte ein Studium der Steuer- und Staatsfinanzverwaltung an der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen und war Umsatzsteuersonderprüferin im Finanzamt Dresden II sowie im Finanzamt Oschatz tätig. 2005 erhielt sie ihr Diplom als Finanzwirtin. Seit 2022 ist Nicole Jassner-Sehning Schatzmeisterin unseres Vereins. Sie begleitete die arbeitsintensive Umbauphase des früheren Hafttrakts B zum neuen Lernort mit.
Warum engagiert sich Nicole Jassner-Sehning für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Meine Schulzeit verbrachte ich in unmittelbarer Nähe zum Kaßberggefängnis. Es beschäftigte mich schon als Schülerin sehr, wie ein Gefängnis im Wandel der Zeit mitten in einem Wohngebiet und neben einer Schule gelegen sein konnte. Durch mein großes Interesse an der Historie unserer Stadt führten mich meine persönlichen Recherchen zwangsläufig auch zur Geschichte des Kaßberggefängnisses. Während der Schulzeit wurde nur wenig über Haftumstände und den Freikauf in der DDR berichtet. Umso wichtiger ist es mir heute, für unsere kommenden Generationen an die Geschichte und die damit verbundenen Schicksale zu erinnern und den Wert unserer Freiheit für die Zukunft zu bewahren. Mit dem Lern- und Gedenkort haben wir eine einmalige museale Einrichtung geschaffen, die Zeugnis über vergangenes Unrecht ablegt.“
Beisitzerin Damaris Meischner

Damaris Meischner, geboren 1978 in Karl-Marx-Stadt, aufgewachsen in der Umgebung von Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, 1996 Abitur in Frankenberg, studierte Lehramt an Förderschulen mit den Schwerpunkten Körper- und Sprachbehindertenpädagogik und absolvierte ihren Vorbereitungsdienst in der Nähe von Wernigerode. Seit 2004 ist sie Lehrerin an der Schule mit dem Förderschwerpunkt Sprache „Ernst Busch“ für Geschichte und Mathematik in Chemnitz, seit 2019 Mitglied der Schulleitung und seit 2023 Schulleiterin. Damaris Meischner gehört seit 2022 unserem Vereinsvorstand an.
Warum engagiert sich Damaris Meischner für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Wer wie ich in einer christlichen Familie in der DDR aufgewachsen ist, merkte auch als Kind sehr deutlich die Ausgrenzung. Für mich bedeutete dies vor allem, ohne Jugendweihe kein Abitur machen und nicht in meinem Traumberuf als Lehrerin arbeiten zu können. Ende der 1980er Jahre bekamen Verwandte ihre Ausreise bewilligt. Dies war in unserer Familie ein großes Thema, wo auch meine Geschwister und ich viele Fragen stellten und unsere Eltern diese beantworteten. Ich kann mich noch gut an einen Satz meiner Eltern erinnern, für die eine Ausreise nicht in Frage gekommen ist. Sie meinten, dass von innen her jemand dem Staat Paroli bieten muss und man hier für Meinungsfreiheit kämpfen müsse. Als Geschichtslehrerin stellt sich mir immer die Frage, wie kann man den Jugendlichen die Geschichte tatsächlich verdeutlichen? Wie ist es möglich, dass sie aus der Geschichte lernen, um gemachte Fehler zukünftig zu vermeiden? Ein Gedenkort ist wichtig, aber ein Lernort versetzt uns in die Lage, Geschichte begreifbar zu machen.“
Beisitzer Andreas Neudert

Andreas Neudert, geboren 1964 im Erzgebirge, engagiert sich als Zeitzeuge und Vorstandsmitglied für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Der damalige Betriebshandwerker und Motorradrennfahrer hatte im Herbst 1988 versucht, im Vogtland die Grenzanlagen zu Bayern mit Hilfsmitteln wie einer zusammenschraubbaren Leiter und einem Wurfanker zu überwinden, was missglückte. Daraufhin war er ab Oktober 1988 als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert. Wegen „versuchter Republikflucht in schwerem Fall“ wurde er im Januar 1989 zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt und ins sogenannte Jugendhaus Halle gebracht. „Jugendhaus“ war in der DDR die beschönigende Bezeichnung für Jugendstrafanstalt. Dort erlebte er die Friedliche Revolution hinter Gittern mit, unter anderem mit einem Hungerstreik der Häftlinge. Kurz nach dem Mauerfall kam er am 15. November 1989 in Freiheit. Seit 2024 ist Andreas Neudert Vorstandsmitglied unseres Vereins.
Warum engagiert sich Andreas Neudert für unseren Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis? „Als Zeitzeuge möchte ich dem Vergessen entgegenwirken, wie es vielen manchmal unterläuft oder von bestimmten Kreisen sogar progagiert wird. Die Erinnerung ist wichtig, auch für unsere Demokratie heute, damit sich solche Dinge nicht wiederholen.“
Unvergessen: Unser Vorstandsmitglied Volker Bausch (1951-2019)

Volker Bausch fehlt uns sehr, nicht nur als erfahrener und geschätzter Kollege, sondern vor allem als Freund. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Volker Bausch prägte die Vereinsarbeit in den vergangenen Jahren maßgeblich. Der ausgebildete Pädagoge engagierte sich jahrzehntelang für demokratische Werte. Er wirkte in Chile und Turkmenistan, in Afghanistan setzte er sich für den Schulbesuch von Mädchen ein. Seine zutiefst aufklärerische Herangehensweise und seine unprätentiöse Art zeichneten den einstigen Kommissarischen Referatsleiter im Hessischen Kultusministerium bzw. späteren Schulamtsdirektor aus. Er war langjähriger Direktor der Point Alpha Stiftung und Geschäftsführer der Point Alpha Akademie. Der Point Alpha Stiftung blieb er stets verbunden.
Nach seiner Pensionierung engagierte er sich im Verein Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis. Er investierte viel Zeit und Energie in sein Ehrenamt. Seine Vorstandskollegen und die Mitarbeiterin entlastete er, wo er nur konnte, ohne darüber Worte zu verlieren. Internationalen Studierenden ermöglichte er englischsprachige Führungen durch das ehemalige Kaßberg-Gefängnis, er organisierte Lehrerfortbildungen mit Bezug zum historischen Ort und Veranstaltungen, die den Verein und dessen Ziel über die sächsische Landesgrenze hinaus bekannt machten. Seit Volker Bausch den Verein aktiv begleitete, ist dieser in großen Schritten den Weg zur Gedenkstätte gegangen. Ohne sein Hintergrundwissen und seine Aktivitäten im Bereich Vernetzung und Kommunikation wäre dies nicht möglich gewesen. Er brachte Professionalität und Leidenschaft mit. Auch während des Krankheitsverlaufes arbeitete er am Konzept der Gedenkstätte. Der Lern- und Gedenkort trägt seine Handschrift.
Einen Nachruf auf Volker Bausch lesen Sie hier.
Unvergessen: Unser Vorstandsmitglied und Zeitzeuge Jörg Beier (1946-2021)

Jörg Beier gehörte zu den frühen Mitgliedern des Lern- und Gedenkortes Kaßberg-Gefängnis e.V. und hat sich viele Jahre in der Zeitzeugenarbeit und in der Gestaltung der Chemnitzer Museumsnächte engagiert. Die Besucher des Kaßberg-Gefängnisses erhielten von ihm einen künstlerisch-sinnlichen Einblick in den Haftalltag des ehemaligen Stasi-Gefängnisses. Er hat mit seinen Erfahrungen und seinem Engagement dazu beigetragen, dass die jüngere und jüngste Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Jörg Beier war es auch wegen seines eigenen Schicksals als früherer Haftinsasse sehr wichtig, die Erinnerung an die Geschichte des Kaßberg-Gefängnisses wach zu halten. Der Ort dürfe nicht das letzte Wort haben. Er hatte die Hoffnung, dass wir zusammen die Geschichte aufarbeiten und künstlerisch einen etwas anderen Gedenkort schaffen können. Das sogenannte „Tor zur Freiheit“, der sogenannte „Aufpäppelknast“ sei wichtig, aber eben nur die eine Seite. Auch die andere Seite, die (Nacht-)Verhöre, die Schikanen, die Demütigung, das Nackt-Ausziehen-Müssen. Das alles dürfe nicht vergessen werden.
Nachrufe auf Jörg Beier finden Sie hier und hier.