Wir erinnern uns

Veröffentlicht in: 1989, Aktuelles, Gedenken, Jahrestag, NS-Zeit | 0

Der 9. November ist ein ambivalentes Datum in der deutschen Geschichte. Mit den Ereignissen der Reichspogromnacht von 1938 bleibt der Tag untrennbar mit der gewaltvollen Ausgrenzung und Entrechtung der Jüdinnen und Juden im nationalsozialistischen Deutschland verbunden, die schließlich bis in den Holocaust führte. Mit der Ausrufung der Republik 1918 und dem Fall der Berliner Mauer 1989 steht es symbolisch für Freiheit und Demokratie.

Auch für unseren Verein und den zukünftigen Lern- und Gedenkort spielt dieser Gedenktag mit seinen widersprüchlichen Bedeutungen eine wichtige Rolle. Als ein früherer Ort der Repression war das Kaßberg-Gefängnis in die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten und auch in das kommunistische Unterdrückungsregime eingebunden. Von 1933 bis 1945 sperrten die Nationalsozialisten hier neben Angehörigen anderer Opfergruppen viele Jüdinnen und Juden ein. Für die Betroffenen bedeutete das den Beginn eines langen Leidenswegs. Von 1945 bis 1989 hielten der sowjetische Geheimdienst NKWD und später die DDR-Staatssicherheit hier politische Gegner gefangen. Dieses Unrecht endete mit der Friedlichen Revolution.

Als Lern- und Gedenkort sind wir der Erinnerung an beide Zeitabschnitte verpflichtet, ohne beides einander gleichzusetzen.

Wir erinnern uns heute an die Überwindung von Unrecht und an die Menschen, die zuvor darunter zu leiden hatten. Und wir erinnern uns an die menschenverachtenden Verbrechen der Nationalsozialisten und gedenken der Opfer, die von ihnen entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.

Unsere Fotos zeigen den Gedenkort an der Außenmauer des früheren Gefängnisses (oben) und die Inschrift am Gedenkort für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft sowie die Stolpersteine für Hans Mire und Leib Kleinberg, die sich in der Haft auf dem Kaßberg unter ungeklärten Umständen das Leben nahmen.

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