Welche Ungerechtigkeiten haben Sie erleben müssen? Was gab es zu essen im Gefängnis? Wie ging es danach weiter mit Ihrem Leben in der DDR? Um Fragen wie diese ging es am Montag in einem Zeitzeugengespräch mit Hartmut Leimcke im Goethe-Gymnasium Chemnitz. Nach einem Impulsvortrag unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Kristina Hahn über die doppelte Diktaturgeschichte des Kaßberg-Gefängnisses und unser Gedenkstättenprojekt berichtete unser Zeitzeuge den 70 Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen von seiner Jugend in der DDR, der Jungen Gemeinde und der damaligen Jugendkultur, den Umständen seiner missglückten Flucht und der anschließenden Untersuchungshaft.
Gemeinsam mit zwei Bekannten hatte der damalige Berufsschüler im April 1970 über die ČSSR in die Bundesrepublik gelangen wollen. Die drei Jugendlichen überquerten die grüne Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge. Im tschechoslowakischen Vejprty (Weipert) wurden sie festgenommen. Mit 17 Jahren kam Hartmut Leimcke als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit ins Kaßberg-Gefängnis, später nach Zwickau und in die Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen). Er wurde wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem Fall“ zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Januar 1971 vorzeitig auf Bewährung freigelassen.
Unsere Bilder, fotografiert von Robert Schröpfer, zeigen Hartmut Leimcke und Kristina Hahn im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Die Veranstaltung wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Wir danken außerdem Frau Träger und Herrn Riedel vom Goethe-Gymnasium Chemnitz für die freundliche Einladung.