Was war das Kaßberg-Gefängnis? Was war die Staatssicherheit und was die DDR? Wie waren die Haftbedingungen für politische Gefangene? Wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass man von Spitzeln umgeben ist? Und warum haben Sie das, was von Ihnen verlangt wurde, nicht einfach gemacht? Um Fragen wie diese ging es heute bei einem Projekttag unseres Vereins mit der zwölften Klasse des Freien Gymnasiums Penig (Landkreis Mittelsachsen). 14 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrer Lars Weigelt und Christian Wittig diskutierten in Chemnitz mit unserer Gedenkstättenleiterin Dr. Steffi Lehmann über das Unrechtssystem der DDR, Formen der Verweigerung und Methoden der Staatssicherheit. Anschließend kam Zeitzeuge Wolfgang Lötzsch mit den jungen Leuten ins Gespräch über seine Hafterfahrungen, Jugend und Leistungssport in der DDR und darüber, wie die Staatssicherheit seine Karriere zerstörte.
Der Radsportler Wolfgang Lötzsch, der vielen bis heute als Ausnahmetalent gilt, war im November 1971 als vierfacher DDR-Juniorenmeister in den Kader der damals populären Friedensfahrt und der Olympischen Spiele von München berufen worden. Kurz darauf kam die Entlassung aus dem Sportclub Karl-Marx-Stadt, weil er als „politisch bedenklich“ eingestuft worden war. Wegen angeblicher Kontakte zu Verwandten im Westen, seiner Weigerung, in die SED einzutreten, und Gerüchten um Fluchtgedanken wurde er vom Leistungssport ausgeschlossen. Auch nachdem er wegen unbedachter Äußerungen („Staatsverleumdung“) 1976 für zehn Monate im Kaßberg-Gefängnis inhaftiert worden war, hatte die Staatssicherheit weiterhin zahlreiche Zuträger im Umfeld von Wolfgang Lötzsch platziert. „Nutzt die Möglichkeiten, die sich euch heute bieten, um etwas aus euch zu machen“, gab der Zeitzeuge seinen Gesprächspartnerinnen und -partnern mit auf den Weg.
Unsere Fotos zeigen oben Wolfgang Lötzsch und Dr. Steffi Lehmann im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern im Umweltzentrum Chemnitz sowie unten unsere Besucherinnen und Besucher am Gedenkort an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in der Kaßbergstraße.
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Der Projekttag wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes. Wir danken außerdem Herrn Weigelt vom Freien Gymnasium Penig für die Organisation und dem Umweltzentrum Chemnitz für die Gastfreundschaft.