Zeitzeuge und Angehörige besichtigen Dauerausstellung

Zeitzeugenbesuch aus Berlin hatte am Freitag unser Lern- und Gedenkort. Volker Preißler war, begleitet von seiner Tochter Gesine Schröter und Enkel Raphael Schröter-Leão, auf den Kaßberg gekommen, um unsere Dauerausstellung und den biografischen Ausstellungsbereich über seine eigene Geschichte im zweiten Obergeschoss zu sehen. Der Lehrer, geboren 1955 in Freiberg (Sachsen) und damals in Karl-Marx-Stadt, wollte nach einem erfolglosen Ausreiseantrag im Oktober 1988 gemeinsam mit einem Freund über die ungarisch-österreichische Grenze nach Westen fliehen. Die DDR war ihm zu eng, die Unfreiheit zu groß geworden. Weil der Freund wegen seines Ausreiseantrags kein Visum für Ungarn erhalten hatte, hätten beide zunächst die tschechoslowakisch-ungarische Grenze überwinden müssen. Schon im slowakischen Grenzort Malé Kosihy wurden die Männer festgenommen, zunächst in Prag inhaftiert und dann mit dem Flugzeug in die DDR zurückgebracht.

Volker Preißler befand sich von Mitte Oktober 1988 bis Anfang Februar 1989 im Kaßberg in Untersuchungshaft der Staatssicherheit, bevor er wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts in schwerem Fall“ zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt wurde. Zum Strafvollzug kam er zunächst nach Leipzig. Dann musste er in Rackwitz bei Leipzig unter hoher Verletzungsgefahr in der Aluminiumverarbeitung Zwangsarbeit leisten. Am 7. November 1989 wurde Volker Preißler aufgrund einer Amnestie für politische Gefangene aus der Haft entlassen und im Juli 1991 rehabilitiert. Er ging nach Niedersachsen, wo er das Zweite Staatsexamen ablegte und damit die Lehrberechtigung für den Schuldienst in der Bundesrepublik erwarb. Heute lebt er in Berlin.

Unsere Fotos zeigen oben Volker Preißler gemeinsam mit unserer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Steffi Lehmann (l.), Enkel Raphael Schröter-Leão und Tochter Gesine Schröter im Lernort im früheren Hafttrakt B sowie unten in seinem biografischen Ausstellungsbereich allein und mit den anderen sowie unserer Schülerin-Freiwilligen Jolina Trommer.

Link teilen