Zeitzeuge berichtet von Fluchtversuch und Hafterfahrungen

Unser Zeitzeuge Hartmut Leimcke war gestern Abend für ein öffentliches Zeitzeugengespräch in unserem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis zu Gast. Eingeladen dazu hatte unsere Gedenkstätte zusammen mit dem Evangelischen Forum Chemnitz. Damit greifen wir eine gemeinsame Veranstaltungsreihe aus der der Zeit vor der Eröffnung unseres neuen Lernorts im früheren Hafttrakt B wieder auf. In einer Einführung informierte unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Robert Schröpfer zunächst über die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts, den Häftlingsfreikauf aus der DDR und die Gedenkstättenkonzeption. Anschließend berichtete Hartmut Leimcke von seiner Jugend in der DDR, den Umständen seiner missglückten Flucht und der anschließenden Haft.

Der damalige Berufsschüler hatte im April 1970 gemeinsam mit zwei Bekannten über die ČSSR in die Bundesrepublik gelangen wollen. Die drei Jugendlichen überquerten die grüne Grenze bei Bärenstein im Erzgebirge. Im tschechoslowakischen Vejprty (Weipert) wurden sie festgenommen. Mit 17 Jahren kam Hartmut Leimcke als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit ins Kaßberg-Gefängnis, später nach Zwickau und in die Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen). Er wurde wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem Fall“ zu 14 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und im Januar 1971 vorzeitig auf Bewährung freigelassen. Im Gespräch interessierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch das weitere Leben Hartmut Leimckes in der DDR und sein Weg in die bildende Kunst.

Unsere Bilder, fotografiert von Oleksandra Patlai und Kristina Hahn, zeigen Hartmut Leimcke im Gespräch mit unseren Besucherinnen und Besuchern in unserem Lernort im früheren Hafttrakt B.

Wir danken Hartmut Leimcke sowie Britta Mahlendorff und dem Evangelischen Forum Chemnitz für die freundliche Zusammenarbeit. Die nächste gemeinsame Veranstaltung ist für den Herbst geplant.

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